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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny - Briefe 1938-1945
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2.2 Bedeutung fĂŒrBiografieundWerk Dort saßschoneinHĂ€ufleinbeisammen, fast alle, seit einerStunde, verlorene Existenzen [...]. Ödön von HorvĂĄth war dabei, Franz Theodor Csokor, unser Freund Albrecht Joseph, auch Alexander Lernet-Holenia, der – ohne selbst direkt bedroht zu sein – sich uns zugehörig fĂŒhlte. [...] FĂŒr Lernet-Holenia blieb gar nichts anderesĂŒbrig, alshier zubleiben, abererbetrauerte schmerzlich nicht nur den Verlust seiner liebsten Freunde und den schmĂ€hli- chen Untergang seines Landes, sondern auch die bevorstehende Abwanderung der jĂŒdischen Frauen und MĂ€dchen, die er fĂŒr die einzigbegehrenswertenhielt. Ermußteumlernen.54 Indieser–vonZuckmayerwohlalsAusweisvonLernetsPhilosemitismus intendierten55 –Bemerkungmanifestiert sichnebeneinerBagatellisie- rung56 der Lage der Betroffenen ein recht zweifelhaftes Frauenbild; hier ist jedoch nicht der Ort, diese recht verbreitete Verbindung von AntisemitismusundSexismusnĂ€her zuuntersuchen.57 54 Zuckmayer: Als wĂ€r’s ein StĂŒck von mir, S.62f. Lernets Biograf verlegt diese Szene kurzerhand auf den 13. MĂ€rz, den Tag des „Anschlusses“ (Rocˇek: Die neun Leben, S.202f.). Der VollstĂ€ndigkeit halber sei jedoch auch Leo Perutz wiedergegeben, der angab, seinFreundLernethabesichnachdem„Anschluss“nichtmehrbei ihmgemeldet: „UnserLernet, derbis zuHitlersEinmarschzweimalwöchentlich sichbeimirmitmir ‚zusammenrottete‘ ließ seit dem 12. MĂ€rz 38 nicht mehr von sich hören, ja nicht einmal einen Telefonanruf bei mir hat er riskiert“ (Brief an Hugo Lifczis vom 15. 4. 1947, zit. nachHans-HaraldMĂŒller/BritaEckert:LeoPerutz1882–1957.EineAusstellungder deutschen Bibliothek Frankfurt am Main. Ausstellung und Katalog. Wien: Paul Zsolnay Verlag1989,S.342). 55 Von manchen Interpreten wurde das auch so aufgefasst: „Von Antisemitismus muß er (wie schonseinFreundeskreis zeigt) völlig frei gewesensein,underhielt jĂŒdische Frauen und MĂ€dchen sogar fĂŒr die einzig begehrenswerten“, gibt etwa Han (ohne Quellenangabe)ZuckmayersDiktumwieder (Han:StudienzueinerMonographie, S.151; aberauchRocˇek: DieneunLeben, v.a. S.212ff.). 56 Dassanowsky schreibt dazu: „Carl Zuckmayer recalls Lernet-Holenia’s solidarity with thegroup,butneverthelessbetrays theauthor’s lackof comprehension regarding the implications of National Socialist racial policies [...]“ (Dassanowsky: Phantom empires, S.89). 57 Kajetan von Schlaggenberg etwa, einer der Protagonisten von Heimito von Doderers DĂ€monen und Alter ego des Autors, wird von einer „Dicke-Damen-DoktrinĂ€r-SexualitĂ€t“ beherrscht, die ihn beleibte Damen des jĂŒdischen BĂŒrgertums attraktiv finden lĂ€sst, wofĂŒr er im Roman mehrfach kritisiert wird (Heimito von Doderer: Die DĂ€monen. Nach der Chronik des Sektionsrates Geyrenhoff. Roman. 3. Aufl. MĂŒnchen: dtv 1993, S.670, 851). Doderer hat Fixierungen wie diese – denen er zeitweise selbst unterlag – als Ausdruck totalitĂ€ren Bewussteins demaskiert (ders.: SexualitĂ€t und totaler Staat. In: Wendelin Schmidt-Dengler [Hrsg.]: Die Wiederkehr der Drachen. AufsĂ€tze – Traktate – Reden. Vorwort von Wolfgang H. Fleischer. 2., durchges. Aufl. MĂŒnchen: C.H. Beck 1996, S. 275–298). TatsĂ€chlich ĂŒberlagern sich in der ChimĂ€re der „schönen JĂŒdin“ 23
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny Briefe 1938-1945
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Title
Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Subtitle
Briefe 1938-1945
Author
Christopher Dietz
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78887-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
468
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