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2 Einführung
und zwar auf eine andre Art, die für völlig sicher gilt“ (S.205). Gemeint
ist die viel diskutierte „UK-Stellung“ Lernets, die offenbar letzten Endes
die Bavaria – wohl in Verbindung mit anderen Faktoren236 – für ihn
erreichthat.
Ebenso,wiebeiderAbkommandierung indieHeeresfilmstellemeh-
rereAnstrengungenparallel liefen, strecktLernet auchbei seinemBe-
mühen, den ungeliebten Posten durch einen anderen (oder mehrere)
zu ersetzen, seine Fühler in verschiedene Richtungen aus. Die „Forzano-
Sache“ ist eineOption; sie führt ihn imSeptember sogar zurBiennale
nachVenedig.237 EinweitererTrumpfheißtKarlHeinrichWaggerl, der
nebenseinerFunktionalsBürgermeister vonWagraindenPosteneines
„Landesobmanns fürSchriftsteller“ im„GauSalzburg“bekleidet.238 Über
LotteSwecenysFreundinGreteLanz,die ihrerseitsmitWaggerl befreun-
det ist, versteht es Lernet, sich für einen Posten in Salzburg ins Spiel
zu bringen: Waggerl-Biograf Karl Müller hat im Waggerl-Archiv Salz-
burg Hinweise darauf gefunden, dass „Waggerl im Jahre 1942 offenbar
[...] bei LernetsVersuchen, alsMitarbeiter einesgerade inErrichtung
befindlichen ,Filmarchivs‘ eingesetzt zuwerden,behilflichwar“239 –es
handelt sich wohl um „jene Stelle in Salzburg, die nicht besetzt ist“ und
die Lernet am 11. September 1942 in seinem Brief an Lotte Sweceny
erwähnt (S.209). Als seien dies der Optionen noch nicht genug, kommt
MitteSeptembernocheineweiterehinzu, als Lernet einesAbendsbei
Emil Jannings seineKleist-KundigkeitunterBeweis stellt undspontan
mit Exposé und Drehbuch für eine Verfilmung desMichael Kohlhaas be-
auftragt wird (vgl. Brief Nr.145). „Nun gibt es also schon drei oder vier
Abläufe, die alle darauf zielen, mich in absehbarer Zeit herauszuholen“,
soLernet zufriedenanLotte (ebd.).
236 Roman Rocˇek vermutet, dass die „Fürsprache von Emil Jannings“ (Rocˇek: Die neun
Leben, S.241)unddergroßeErfolgvonDiegroßeLiebeundDieEntlassungdasPropa-
gandaministeriumdazubewegten,LernetdieUk-Stellungzugewähren–sieerfolgte
schließlicham18. Januar 1943(vgl. auchS.315,Anm.zu meineBeurlaubung).Außer-
demhabeAdolfVollbach,derVatervonLernets spätererEhefrauEvaVollbach, „[...]
denReichsmarschallGöring immerwiederumIntervention fürLernet-Holeniaersucht
[...]“ (Rocˇek: Die neun Leben, S.243). Die Annahme, dass die Bavaria bei alledem
dennoch die Hauptrolle spielte, untermauert auch ein Briefkonzept Lotte Swecenys,
in dem sie von der „Bavaria U-K. Stellung“ schreibt (vgl. S.317, Anm. zu überhaupt
losbekommen).
237 Vgl. S.318,Anm.zuder sogenanntenBiennale.
238 Vgl. S.320,Anm.zudenWaggerl.
239 Karl Müller: Karl Heinrich Waggerl. Eine Biographie mit Bildern, Texten und Dokumenten.
Salzburg–Wien:O.Müller1997,S.262.
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Briefe 1938-1945
- Title
- Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
- Subtitle
- Briefe 1938-1945
- Author
- Christopher Dietz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78887-4
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 468
- Categories
- Weiteres Belletristik