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44 ImNamenderEmanzipation
dert. Seit 1. Oktober 2017 gilt ein ›Burkaverbot‹, das jede Art der Gesichts-
verhüllung(bisaufwenigeAusnahmen)imöffentlichenRaumuntersagt.Das
»Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz«nenntausverfassungsrechtlichenGründen
die islamischeGesichtsverschleierungnicht explizit,wurdeundwird inder
politischenDebatte aber stets als ›Burkaverbot‹ bezeichnet und vonder da-
mals sozialdemokratisch geführten Regierung imRahmen eines ›Integrati-
onspaketes‹präsentiert.DieJuristinElisabethHolzleithnernenntdasGesetz
in einer ersten Analyse »eine rechtliche Farce« (Holzleithner 2018: 127; vgl.
Alvarado-Dupuy2017).PolitikerInnenvonÖVPundFPÖhabenseitherweite-
reEinschränkungenderBekleidungsfreiheitmuslimischerFrauengefordert
undeinKopftuchverbotanVolksschulen (GrundschulenfürSechs-bisZehn-
jährige) angekündigt.Obdas vonGresch undHadj-Abdou identifizierte ›li-
beraleKopftuchregime‹ inÖsterreichnochexistiert istalsomehrals fraglich.
Schließlich tauchen Auseinandersetzungen umMuslimInnen und den
Islam seit mehreren Jahren im Zusammenhang mit Staatsbürgerschafts-,
Einwanderungs- und Aufenthaltsgesetzen auf. Ein vielfach aufgegriffener
Fall inDeutschlandwardersogenannte›Muslim-Test‹.Dabeihandelteessich
umeinenGesprächsleitfaden,dendieEinbürgerungsbehördenimdeutschen
BundeslandBaden-Württemberg2006entwickelten,umdieGesinnungmus-
limischerAntragsstellerzuüberprüfen(Kuhn2015:51).DabeiwurdenFragen
gestellt wie: »Stellen Sie sich vor, ihr volljähriger Sohn kommt zu Ihnen
underklärt, er seihomosexuell undmöchtegernemit einemanderenMann
zusammenleben.Wie reagieren sie?«, »MancheLeutemachendie Juden für
alles Böse auf der Welt verantwortlich und behaupten sogar, sie steckten
hinter denAnschlägen vom 11. September inNewYork.Washalten Sie von
solchenBehauptungen?«Oderauch:»WiestehenSiezuderAussage,dassdie
Frau ihremEhemanngehorchen soll unddas [sic!] dieser sie schlagendarf,
wenn sie ihmnicht gehorsam ist?« (Bühl 2010: 258-259).DanurBewerbern
aus Staaten der Islamischen Konferenz undMuslimInnen anderer Staaten
diesemTestunterzogenwurden,wertetenBeobachterInnendenVorgangals
islamfeindlich oder rassistisch.MuslimInnenwürde dadurch kollektiv »ein
zumindestpotenziell anti-demokratischer,verfassungsfeindlicherCharakter
unterstellt« (Bühl 2010: 258). InvaKuhn spricht von »Stereotypisierungund
pauschalisierende[r] Betrachtung des Islams als primitiv, minderwertig
und gefährlich«, die auf einer langen europäischen Tradition der »Diskri-
minierungsideologie« aufsetze (Kuhn 2015: 42). Christoph Ramm nennt
das den Fragestellungen zugrunde liegende Profiling von muslimischen
KandidatInnen als »potentially extremist,misogynistic, anti-Semitic, racist
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Title
- Im Namen der Emanzipation
- Subtitle
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Author
- Benjamin Opratko
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 366
- Keywords
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Categories
- Weiteres Belletristik