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86 ImNamenderEmanzipation
»DemIndividuumwirdbei dieser Sichtweise genausowenigSpielraumzu-
gestandenwiebeiderErklärungseinesVerhaltensdurcheinevermeintliche
›Rassenzugehörigkeit‹« (Shooman2011: 61).
Ähnlich identifizieren die britischen Soziologen NasarMeer und Tariq
Modood einen Prozess der »racialization ofMuslims« (Meer/Modood 2010:
69). Auch ihnen geht es darum, die rassistische Fremd-Konstruktion von
»Muslimness« zu beschreiben (Meer/Modood 2009: 335). Wie Shooman
beziehen sich sich dabei auf Robert Miles und argumentieren, dass Opfer
von antimuslimischem Rassismus »racially« als MuslimInnen identifiziert
würden (Meer/Modood 2010: 77). Robert Miles’ Konzept der racialization
sei, soMeer, »ameans of understanding theways inwhich racial processes
can attribute ›meaning to somatic characteristics‹ in away that ›presumes
a social psychological theory which explains the nature and dynamics of
the process‹« (Meer 2013: 390). Der US-amerikanische Sozialanthropologe
JunaidRananennt die »thorny question of the racialization of theMuslim«
als Leitfrage seinerEthnografie südasiatischer Arbeitsmigration in dieUSA
(Rana2011: 25). SeineThese lautet,dass inder globalengeopolitischenKon-
stellation nach dem 11. September 2001 ein Prozesswirksamgeworden sei,
»that describes the terrorist, the criminal, and the immigrant in the racial
figure of theMuslim« (Rana 2011: 56). Im Prozess der »racialization of the
Muslim« würden phänotypische Eigenschaften, als »racial uniform« gele-
sene Bekleidungspraxen sowie kulturelle Zuschreibungen zu einer globalen
»grammarofpost-9/11 racialization«verschränkt»thatmakes ›theMuslim‹a
racial category« (Rana 2011: 168; 172). Anders als die deutsche und britische
ForschungzuantimuslimischemRassismusbezieht sichRana,wie viele an-
dereUS-amerikanischenForscherInnen (Bayoumi2006;Naber2008;Semati
2010)nichtaufRobertMiles, sondernaufdie »Racial FormationTheory«der
US-amerikanischenSoziologienMichaelOmiundHowardWinant (Omi/Wi-
nant 2014). ImFolgenden soll deshalb kurz auf verschiedene Varianten der
Rassifizierungs-Theseeingegangenwerden.
IndenSozialwissenschaftentauchtderBegriff»racialization«1977indem
Buch»TheIdeaofRace«desbritischenSoziologenMichaelBantonauf.Ban-
ton bezeichnet damit die »Kategorisierungsweisen, durch die es dazu kam,
dassVölkerundNationenRassengenanntwurden«(Murji/Solomos2005a:9).
Sofand›racialization‹Eingangindieakademische›RaceRelations‹-Literatur.
ParalleldazugabesaberaucheineVerwendungdesBegriffs,diesichausden
antikolonialenund antirassistischenKämpfen speiste. Für diese ›periphere‹
GeschichtedesRassifizierungsbegriffs stehtdas 1961posthumveröffentlich-
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Title
- Im Namen der Emanzipation
- Subtitle
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Author
- Benjamin Opratko
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 366
- Keywords
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Categories
- Weiteres Belletristik