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288 ImNamenderEmanzipation
viduellesVersagenzurĂĽckgefĂĽhrtundrassistischeMustermitklassistischen
Deutungengestützt« (Friedrich2011b: 26).WerdieStatistik tatsächlichkon-
sultiert, auf die der Journalist oben verweist, entdeckt zudemĂśberraschen-
des.Der jährlicheBerichtzuMigrationundIntegrationdesösterreichischen
statistischenBundesamtswidersprichtder imAlltagsverstandoffenbarstark
verankertenTheseder»Vererbung«vonBildungsorientierungvonMenschen
mitMigrationshintergrund: »DasBildungsniveaunähert sich inderzweiten
GenerationanjenesderinländischenBevölkerungan,wassichvoralleminei-
nemgeringerenAnteilderPersonenmit lediglichPflichtschulabschluss (19Â %
versus28 %indererstenGeneration)undeinemmarkanthöherenAnteilvon
Berufs-undFachschulabsolventinnenund-absolventen(51Â %versus33Â %)nie-
derschlägt« (StatistikAustria2017: 10).DadieStatistikennachStaatsbürger-
schaft,abernichtnachreligiösemBekenntnisunterscheiden,lassensiekeine
gesichertenRĂĽckschlĂĽsseaufdensozialenStatusvonMuslimInneninĂ–ster-
reichzu.DerunterstellteZusammenhangvonausbleibendemsozialemAuf-
stieg,geringerBildungsaspirationundmuslimischer Identität,wieer inden
Interviewsnahelegtwird,findet aber keineBestätigung–auchnicht inder
einschlägigen bildungssoziologischen Forschung. Eine Studie zu Bildungs-
chancen von Kindernmit Migrationshintergrund in Ă–sterreich kommt zu
einemunzweideutigenSchluss: »GeringeBildungsaspirationenvonKindern
mitMigrationshintergrund liegennicht vor. Sie scheidendaher alsUrsache
aus, auchwenn sie immerwieder genanntwerden. […]Die Leistungsunter-
schiede sind sozio-ökonomisch bedingt« (Bacher 2010: 16). Durchaus rich-
tig ist dagegendieBeobachtung,dassKinder, derenElternnachĂ–sterreich
eingewandertsind,häufigermanuelleTätigkeitenamArbeitsmarktüberneh-
men,diesoziologischals›ArbeiterInnenberufe‹klassifiziertwerden;diestrifft
insbesondere aufPersonenzu,die ausderTĂĽrkei, aber auchausdenNach-
folgestaaten JugoslawiensnachĂ–sterreichkamen.WasdieKonstruktiondes
Islamals›Bildungshindernis‹tatsächlichverarbeitet,isteineKlassenstruktur,
inderehemalige›GastarbeiterInnen‹,vieledavonausderTürkeimigriertund
alsMuslimInnenwahrgenommen, ihren proletarischen Status an ihre Kin-
der undEnkel ›vererben‹.DieseTatsache kannals Effekt jener rassistischen
Verhältnisse begriffenwerden, die Etienne Balibar schon Anfang er 1990er
Jahreals»Klassen-Rassismus«bezeichnethatte: »VonGenerationzuGenera-
tionmuss[derKlassen-Rassismus]diejenigen›anihremPlatzhalten‹,diekei-
nen festenPlatzhabenundebendarumeineGenealogiebrauchen« (Balibar
1992a: 257).Die spezifische Leistung des (in diesemFall: antimuslimischen)
Rassismus ist, dass er sozial immobilisiert und zugleich eineErklärung für
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Ă–sterreich
- Title
- Im Namen der Emanzipation
- Subtitle
- Antimuslimischer Rassismus in Ă–sterreich
- Author
- Benjamin Opratko
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 366
- Keywords
- Rassismus, Ă–sterreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Categories
- Weiteres Belletristik