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7Â Â Â VonderRassismusanalysezurKonjunkturanalyse 293
antimuslimischenRassismuskonstituiert:derMythoseinerstabilen,vonautori-
tärenTendenzen,Antisemitismusund– ironischerweise –RassismusbefreitenDemo-
kratie, die sich ›internalistisch‹, also aus sich selbst heraus, vondenSpuren
dergewaltvollen,prä-demokratischenVergangenheitbefreithätte.FatimaEl-
Tayeb fasstdieses ›internalistischeNarrativ‹wie folgtzusammen:
»DasinternalistischeNarrativerlaubt,javerlangtdasFesthaltenamBildeu-
ropäischerÜberlegenheit, die angeblich nicht aufUnterwerfungundAus-
beutung beruht […], sondern auf einemüberlegenenWertesystem, beru-
hendaufGleichheit, FairnessundDemokratie,dases Individuen,Gruppen
undNationenerlaubt, ihrvollesPotenzialzuentfalten.« (El-Tayeb2016:59)
Der Widerspruch, der hier bearbeitet wird, ist abermals einer zwischen
einemdominanten gesellschaftlichenSelbstbild und einer konkretenpoliti-
schenundgesellschaftlichenEntwicklung,diediesesnotwendigirritiert.Der
AufstiegeinerrechtsextremenParteizurstärkstenpolitischenKraftimLande
wird,wie inAbschnitt 5.2gezeigt,durchauswahr-undalsgesellschaftliches
Problemernstgenommen.Zugleich erlaubt der Einsatz historizistisch-anti-
muslimischerDiskurse jedoch,diesesProblemmythischzuverschiebenund
ineinenWiderspruchzwischen›unserer‹fortschrittlich-demokratischenund
›ihrer‹ rückständig-autoritären Kultur zu übersetzen. Auch hier leistet der
antimuslimischeRassismus »konkrete ideologischeArbeit« imSinne Stuart
Halls (1980: 52; vgl.Kapitel 4.3).
7.3.5   »IchalsGesellschaft«:die imaginäreWertegemeinschaft
AufexpliziterEbeneerlaubtderDiskursmechanismusderTemporalisierung
also,StrategienderSelbstaufwertunggegenĂĽbermuslimischenAnderenmit
einer nicht- oder anti-rassistischenSelbstpositionierung als fortschrittlich zu
verbinden.ImplizitbeziehtsichdieseSelbstpositionierungaufeinenalshis-
torischeScheideliniekonstruierten turningpoint,derinJahrennach›1968‹aus-
gemachtwird.Die Figur des/dermuslimischenAnderen verkörpert all jene
schlechtenEigenschaften,dieder›eigenen‹GesellschaftvordiesemUmbruch
zugeschriebenwerdenundheute als ĂĽberwundengelten.Der antimuslimi-
scheDiskursproduziert somitnichtnurdieFigurdes/derAnderen,sondern
zugleicheinphantasmatischesBilddereigenenGesellschaftalsbefreit.Lesen
wirdiesesBildsymptomalimSinneAlthussersundHalls,scheineninihrdrei
konstitutiveMythenauf,dierealeWidersprĂĽcheundKonfliktkonstellationen
indiedichotomeGegenüberstellungvon›muslimisch‹vs. ›nicht-muslimisch‹
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Ă–sterreich
- Title
- Im Namen der Emanzipation
- Subtitle
- Antimuslimischer Rassismus in Ă–sterreich
- Author
- Benjamin Opratko
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 366
- Keywords
- Rassismus, Ă–sterreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Categories
- Weiteres Belletristik