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Arm und fragt ihn: ›Kuh, warum machst du nicht Muh?‹ / Ich habe
mich von Kindesbeinen an daran gewöhnt, diese Fragen ad absurdum
zu führen, indem ich sie wörtlich nahm; also etwa der letzten Frage
entgegnete: ›Ich weiß nicht, ich habe es schon versucht, es geht so
schwer.‹ Doch man kann sich leicht vorstellen, wie einen die Gewöh-
nung an solche Humore frühzeitig zum Menschenkenner und -veräch-
ter erzieht.«31
Noch vor der Matura ein erster Stellungstermin, wie die Akten der
Militäradministration festhalten, ein Bestand, mit dem sich zumindest
eine der launigen Angaben des autobiographischen Texts »Wie ich
wurde« fundieren läßt: »Der Krieg findet Kuh«, wie der’s dort for-
muliert, »in den vordersten Reihen des Hinterlandes«32, genauer: ur-
sprünglich »auf Kriegsdauer« als »Einjährig-Freiwilligen«33 dem k. u. k.
Infanterie-Regiment Nr. 84 zugeteiltÂ
– dem Regiment »Freiherr v.Â
Bol-
fras, Wien-Umgebung. (Einer Art Provinz-Filiale der Deutschmei-
ster.)«34 –, und zwar der I. Ersatz-Kompanie, wo er am 21. Juni 1915
einrĂĽckt. (Im Juni 1911 und im September 1912 lautete der Befund der
Stellungskommission noch: »Dzt. Unt[au]gl[ich], schwach, zu[rück]-
stellen«; im April 1913: »Zum Waffendienst unt[au]glich, hochgrad[ige]
allg. Körperschw[äche], waffenunfähig«.)35 Er wird allerdings am
29. September 1915 für dienstuntauglich erklärt und am 26. Oktober
1915 für »invalid, waffenunfähig« und als »bürgerlich erwerbsfähig«
per 30. September 1915Â
– und damit nach drei Monaten und zehn Tagen
»anrechnungsfähiger Dienstzeit«, so die Superarbitrierungsliste – ent-
lassen. Der »Konstatierungsbefund« des k. u. k. Garnisonsspitals Nr. 2 in
Wien, wohin Kuh am 28. August 1915 »zur Konstat[ierung] seines
Leidens« überstellt und am 4. September wieder entlassen wird, lautet
auf »Ticker-Krankheit (maladie de tics)«.36
Auch wenn es scheint, als sei sein Berufsweg ohnehin familiär vor-
gezeichnet – Großvater David war Begründer und langjähriger Her-
ausgeber des »Tagesboten aus Böhmen«, Vater Emil lange Jahre
Zeitungsredakteur, zuletzt, von 1899 bis zu seinem Tod 1912, Leit-
artikler37 des »Neuen Wiener Tagblatts« –, Anton Kuh empfindet die
Schreiberei als mindere Art, seinen Lebensunterhalt zu verdienen: »Mein
Jugendideal war: am Tag Nietzsches sämtliche Werke zu schreiben und
am Abend einen Tirolerbuben aus Papiermaché auf meinen Knieen
hutschen und ihn noch mal das schöne Liedchen singen zu lassen:
Morgen-ro-hot, Morgen-ro-hot … Statt dessen bin ich auf der mitt-
leren Linie geblieben und schreibe Feuilletons.«38 – Gut, »[m]it acht-
zehn ist jeder von uns ein Genie, mit achtundzwanzig jeder ein Redak-
teur«39 – so Anton Kuh über allzu hoch fliegende Ambitionen –, und
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Anton Kuh
Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Anton Kuh
- Subtitle
- Biographie
- Author
- Walter SchĂĽbler
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3189-1
- Size
- 13.8 x 22.2 cm
- Pages
- 576
- Category
- Biographien