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Anton Kuh - Biographie
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35 Jahrestagen etwa von Frank Wedekind109, Shakespeare110 und Gustav Freytag111, trägt aber auch, wenn er sich, wie so oft, in Prag aufhält, »Entdeckungen eines Zugereisten«112 und Prager Streiflichter bei, Skiz- zen eines geistesgegenwärtigen Flaneurs, Beobachtungen, die mit einer »Chronik«-Meldung ein Schlaglicht auf einen gesellschaftlichen Tat- bestand werfen, etwa auf die Unterschiede im Grußverhalten zwischen der Donau- und der Moldaumetropole  – hie Koketterie, wahlweise petschierlich oder streberhaft; da Zeremoniell, »ein kaufmännisches Eintragen des Nominalwertes der persönlichen Würde«113  –, und Be- sprechungen von Aufführungen am Neuen deutschen Theater und am Landestheater (im Winter 1916/1917). Von Januar 1916 bis August 1917 berichtet Kuh auch regelmäßig über den Wiener Theaterbetrieb  – häufig »Referate«, die gleich im Anschluß an die Premiere telephonisch an die Redaktion übermittelt werden  – sowie vereinzelt (ab Juni 1917) über Parlamentsdebatten und Gerichtsprozesse. 1913 aber auch ausführlich über die Landplage der »stud. med., stud. jur. und stud. phil. mit dem souveränen Burschensignum«, als die von deutschnationalen Studenten inszenierten Krawalle  – Übergriffe auf jüdische Kommilitonen und Professoren  – im Frühjahr derart überhand nehmen, daß der Rektor am 21. Juni die Schließung der Universität und die Sistierung der Lehr- veranstaltungen und Prüfungen verfügt.114 Im Vergleich zu den vor Selbstbewußtsein strotzenden, »chuzpösen« Beiträgen zum »Montagsblatt aus Böhmen«  – da kanzelt der Jung- spund etwa im März 1910 die gesamte Wiener Presse ab, die in ihren allzu pietät-, takt- und weihevollen Nachrufen auf den langjährigen Wiener Bürgermeister Karl Lueger einen fatalen Sachverhalt unterschla- gen habe: die atmosphärischen Verwüstungen, die der Volkstribun, der den Antisemitismus zum politisch-populistischen Programm erhoben hatte, angerichtet habe, indem er die »Bierbank in den Beratungssaal« gestellt und »die Dummheit repräsentationsfähig gemacht« habe  – wir- ken die frühen Arbeiten im »Prager Tagblatt« mit ihrer Bildungshuberei überladen und überanstrengt, sprachlich und vom Duktus her beinah betulich, »verstuckt«, weit entfernt jedenfalls von dem, was man als »typisch Kuh« bezeichnen würde, und noch die Beiträge der späten 1910er Jahre wirken »con sordino«  – gedämpft von Chefredakteur Karl Tschuppik, der das junge Talent zwar protegiert, dessen Texte aber gehörig herunterstimmt. Ab Feber 1914 liefert Anton Kuh einigermaßen regelmäßig Beiträge, in dichter Folge ab Winter 1915/1916. Da sind die Tageszeitungen voll mit lakonischen, jeweils numerierten »Verlustlisten«, die, getrennt nach Offizieren und Mannschaft, alphabetisch die Verwundeten, Toten und
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Anton Kuh
Subtitle
Biographie
Author
Walter Schübler
Publisher
Wallstein Verlag
Location
Göttingen
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Size
13.8 x 22.2 cm
Pages
576
Category
Biographien
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