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Anton Kuh - Biographie
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37 Da haben auch die geistigen Regimenter längst mobil gemacht. Die erste öffentliche Initiative zur moralischen Aufrüstung der deutschen Bevölkerung durch Größen aus Wissenschaft und Kunst datiert vom 4. Oktober 1914. Der »Aufruf an die Kulturwelt«, der an diesem Tag in den großen deutschen Tageszeitungen erscheint und, in zehn Sprachen übersetzt, weltweit verbreitet wird, trägt die Unterschriften von drei- undneunzig Repräsentanten deutscher Geisteswelt, darunter sechsund- fünfzig Professoren. Sie verwahren sich darin »gegen die Lügen und Verleumdungen, mit denen unsere Feinde Deutschlands reine Sache in dem ihm aufgezwungenen schweren Daseinskampfe zu beschmutzen trachten«; bestreiten, »daß wir freventlich die Neutralität Belgiens ver- letzt haben«, »daß eines einzigen belgischen Bürgers Leben und Eigen- tum von unseren Soldaten angetastet worden ist, ohne daß die bitterste Notwehr es gebot«; sprechen den Franzosen und den Engländern, »die sich mit Russen und Serben verbündeten und der Welt das schmach- volle Schauspiel bieten, Mongolen und Neger auf die weiße Rasse zu hetzen«, das Recht ab, »sich als Verteidiger europäischer Zivilisation zu gebärden«; und versichern abschließend in patriotischem Überschwang, »daß wir diesen Kampf zu Ende kämpfen werden als ein Kulturvolk, dem das Vermächtnis eines Goethe, eines Beethoven, eines Kant ebenso heilig ist wie sein Herd und seine Scholle«. In der »Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches« vom 16. Oktober 1914 ma- chen die 3016 Unterzeichneten dem Epitheton »geistiges Leibregiment der Hohenzollern«, mit dem die Berliner Universität vom Physiologie- Ordinarius Emil Du Bois-Reymond bedacht wurde, alle  – zweifel- hafte  – Ehre, indem sie »mit Entrüstung« das Ansinnen der »Feinde Deutschlands, England an der Spitze«, zurückweisen, zugunsten der Akademiker »einen Gegensatz machen [zu] wollen zwischen dem Geiste der deutschen Wissenschaft und dem, was sie den preußischen Militaris- mus nennen. In dem deutschen Heere ist kein anderer Geist als in dem deutschen Volke, denn beide sind eins, und wir gehören auch dazu. […] Unser Glaube ist, daß für die ganze Kultur Europas das Heil an dem Siege hängt, den der deutsche ›Militarismus‹ erkämpfen wird, die Man- neszucht, die Treue, der Opfermut des einträchtigen freien Volkes.«117 Das gemeine Volk wird »mitgenommen«: Auf dem Gelände des Kaisergartens und der angrenzenden Galizinwiese im k. k. Prater fin- det  von Mai bis Oktober die »Kriegsausstellung Wien 1917« statt, eine  überarbeitete Neuauflage des im Jahr zuvor auf 50.000 Quadrat- metern inszenierten Spektakel-Themenparks mit musikalischem Be- gleitprogramm. War die Galizinwiese 1916 noch von einem eng- maschigen Netz unterschiedlicher Schützengräben-, Verteidigungs- und
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Anton Kuh
Subtitle
Biographie
Author
Walter Schübler
Publisher
Wallstein Verlag
Location
Göttingen
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Size
13.8 x 22.2 cm
Pages
576
Category
Biographien
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