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dünkel die Bildung abtu[n]«, läßt in ihm den Wunsch keimen, wenn
schon nicht zum inzwischen verpönten Staberl, so doch zur bewährten
Disziplinierungsmaßnahme aus Mittelschulmonarchie-Zeiten zu grei-
fen: »Hundertmal abschreiben: ›Ich soll als unwissender Bub nicht
bestimmen wollen, was mir zu wissen frommt, und mich insbesondere
bei vorlauter Anwendung der Phrase »praktisches Leben« davor hüten,
in die Fußstapfen der Erwachsenen zu treten, die selbst noch nicht
her
ausbekommen haben, a) was das praktische Leben, b) was fürs Leben
praktisch und c) was der Sinn von »Leben« und »praktisch« ist!‹ Denn
dieser Punkt läßt mich bedrückend ahnen, daß es den Mittelschülern
weder auf das Gymnasium noch auf die Realschulen, sondern auf die
Organisation zu Gymnasiasten und Realschülern ankommt.«140
Prinzipiell und kategorisch auch Kuhs Plädoyer dafür, die Generation,
die sich schreibend an der Verherrlichung des großen Schlachtens be-
teiligt hatte, die Plakatträger und Apologeten der alten Zeit, mit lebens-
langer Quarantäne zu belegen. Im Wissen darum, daß »unsere bomben-
sichere Kultur von 1914 einer Okkasionsauslage nicht unähnlich war,
deren Grafflwerk der leiseste Stoß über den Haufen wirft; daß der
Mensch ein Kannibale ist trotz Luftschiffahrt und Betonbau«,141 ruft er
zu einem radikalen Schnitt auf. Auf seiner »Proskriptionsliste« finden
sich unter den Propagatoren eines »deutschzentralistischen Großöster-
reich« neben einem Moriz Benedikt, dem Herausgeber der »Neuen
Freien Presse«, »alle die Herren, die mit der Aufgabe betraut sind, Bene-
dikts Welt mit Farben zu beleben, das heißt, unter dem Strich ästhetisch
fortzusetzen, […] die Autoren und Erhalter eines Staatsfeuilletonismus.
Sie sind feudal, nobel, träumerisch und aus Brünn. Ihre philosophische
Januschke überreicht: »1. Volle Koalitionsfreiheit in den Ober
klassen. Den
Mittelschülern soll es gestattet sein, nach den Bestimmungen des Vereins-
gesetzes nichtpolitische Vereine zu bilden. Es ist daher zunächst die Auf-
hebung aller Paragraphen der Mittelschul-Disziplinarvorschriften zu ver-
fügen. 2. In den Mittelschulen sind Schulgemeinden zu bilden. In Orten,
wo sich mehrere Mittelschulen befinden, werden diese zu Zentralschüler-
ausschüssen zusammengeschlossen. 3. Volle Gewissensfreiheit. Kein Mit-
telschüler soll fürderhin wegen seiner politischen oder religiösen Über-
zeugung in seinem Schulfortgang behindert werden. Der Zwang zur
Teilnahme an religiösen Übungen hat an allen Mittelschulen aufzuhören.
4. Durchführung einer Schulreform. Der Lehrplan der Mittelschulen soll
so umgestaltet werden, daß die Absolventen den Anforderungen des prak-
tischen Lebens besser entsprechen. 5. Insbesondere ist der Lehrplan der
letzten Klassen sofort noch vor Wiederaufnahme des Unterrichtes entspre-
chend den rein praktischen Forderungen der Zeit provisorisch zu ändern.«
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Anton Kuh
Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Anton Kuh
- Subtitle
- Biographie
- Author
- Walter Schübler
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3189-1
- Size
- 13.8 x 22.2 cm
- Pages
- 576
- Category
- Biographien