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heber« des Kriegs,12 die versuchten, ihr Verhalten zu vertuschen, die
keine Scham zeigten, »umittelbar von der Lyrik fürs Hauptquartier zur
Empörung übergehen« wollten13 und »Katzenjammer für Reue« aus-
gäben14. In den Literaten, die sich »hinter dem Ofen einer Kriegskanzlei
in Aktivisten verwandelt« hätten
– »ein Dreckhaufen von hysterischen
Freigelassenen«15
– und die nun »unsere Elendswelt mit Herrschgelüsten
heimsuchen« wollten, sieht Kraus eine Bedrohung für die junge Repu-
blik, und er warnt sie, unverhohlen drohend, sich mit ihm darüber in
eine Auseinandersetzung einzulassen.16
Hugo Sonnenschein und Albert Ehrenstein, die schon auf die ihnen
von Kraus unterschobene Protestnote repliziert hatten, ließen die Ehr-
abschneidung nicht auf sich sitzen. Ehrenstein begab sich noch im
August 1919 auf den »Kriegspfad gegen Karlchen«, wie er Stefan Zweig
schrieb, um sich dessen »Skalp zu holen«.17 Er faßt unter anderem den
Plan, sich für die unterschobene Depesche mit einem Kraus unterscho-
benen Flugblatt zu revanchieren, einer Art Sonderausgabe der »Fackel«,
in Aufmachung und Typographie eine Imitation der roten Hefte, inhalt-
lich eine satirische Mimikry Krausscher Methoden, soll heißen der ten-
denziösen Kürzung und Zurichtung von Zitaten.
Und diese Texte – sie datieren aus den Jahren vor dem Weltkrieg, in
denen Kraus eine ausgesprochen konservative Phase durchmachte, deren
Haltung er selbst, allerdings nicht ohne Vorbehalte, als »rechtsradikal«
bezeichnete18 – sind geeignet, an Kraus’ pazifistischem Selbstbild zu
kratzen. In einer Rede vor Marineoffizieren im k. k. Kriegshafen Pola,
die er am 8. November 1913 als »eine Hoffnung auf Staat und Mensch-
heit« adressiert hatte, hatte er davon gesprochen, daß der »Militärhaß
der Demokratie die Überlegenheit des Mißwachses über die Männlich-
keit« bedeute. Denkwürdig auch das aktivistische Credo, das Kraus im
August 1912 in eine Tirade gegen die zersetzenden Tendenzen der
modernen Welt eingebaut hatte, »Die Kinder der Zeit«. Hier wird –
gegenüber dem verderblichen Einfluß der Presse – der Armee eine
positive Funktion eingeräumt: »Der Säbel, der ins Leben schneidet, habe
recht vor der Feder, die sich sträubt«19. Erstaunlich auch, daß Kraus
keineswegs, wie er im Januar 1919 behauptet,20 bei Kriegsausbruch »um-
gelernt« hat. Sein programmatisches Bekenntnis zum Konservativismus
und zur staatserhaltenden Funktion der Armee, »Die Kinder der Zeit«,
hat er etwa auch noch mitten im Weltkrieg öffentlich vorgetragen, am
12. Mai 1916 im Kleinen Konzerthaussaal.21
Inzwischen ist auch Kraus nicht untätig. In der »Fackel« vom Januar
1920 greift er Hugo Sonnenschein an, der im »Neuen Daimon« die
»Legende vom weltverkommenen Sonka« veröffentlicht und sich dabei
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Anton Kuh
Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Anton Kuh
- Subtitle
- Biographie
- Author
- Walter Schübler
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3189-1
- Size
- 13.8 x 22.2 cm
- Pages
- 576
- Category
- Biographien