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Anton Kuh - Biographie
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98 klärbar ist  – kurz, die Burschen haben gutes Kastenblut im Leibe. Was aber, mit Verlaub bitte!  – soll man von den Wiener Deutsch-Büberln sagen? ›Wiener‹ und ›deutsch‹  – das klingt ohnedies zusammen wie ›Palat schinken‹ und ›Kyffhäuser‹. Es war die schönste Eigenschaft des Donauvolkes, daß es, seiner Eigenschaft als Höflings- und Lustbarkeits- volk bewußt, den Namen Dvořák und Novotny nie mit starkem deut- schen Nationalakzent hinausposaunt hat. Anders die Junioren. Sie stam- men ihrem Großteil nach aus einer strebsamen Armeleut’schichte. […] Sie sind Produkte jenes von Kürnberger ›asiatisch‹ getauften magya- risch-polnisch-tschechisch-slovenisch-bajuvarischen Mischmasch, der dort unten zum Zweimillionenbrei zerflossen ist, und haben Mühe, ihre Namen ›hakerlfrei‹ zu erhalten. […] Ärmliche Lattengucker des Wiener jüdisch-bajuvarischen Pantsch-Humors, fühlen sie sich durch die letzten Brosamen beglückt, die ihnen von der reichbesetzten Schie- ber-Tafel der heutigen Wiener Kultur zufallen  … Und das spielt Kapp und Lüttwitz!«73 Am Freitag, dem 29. Oktober 1920, will Anton Kuh um »8 Uhr abends im ›Graphischen Kabinett‹ (Kurfürstendamm 292) den Versuch machen, zu erfahren, was [er] über den Dadaismus denke und ob er durch Überschätzung nicht zu jenem stupiden Gesicht gebracht wer- den kann, das er sonst seinem Publikum aufzwingt«, wie er in einer Vortragsankündigung wissen läßt. Er brauche dazu »weiter nichts als Physiognomien, deren Anblick [ihn] im Fluß der rhetorischen Befindung hält. Vor- herige briefliche oder telephonische Anfragen, was Shake- speare und Dada miteinander zu tun haben, bleiben teils wegen des Reinerträgnisses des Abends, teils wegen der Unfähigkeit des Vortragenden, derzeit Bescheid darüber zu wissen, unbe- antwortet.«74 Kuh wirft den Dadaisten, die vom Unsinn nicht lebten, weil sie an- ders nicht können, sondern weil der Unsinn rentabel sei, Verrat am Dadaismus vor. Sie machten geschäftstüchtig »in Unsinn«. Die Bezie- hung »Shakespeare  – Dada« ist Joseph Roth »nicht überzeugend ge- nug« ausgeführt, »aber in der Form so elegant ausgedrückt, daß sie glaubhaft wirkte«. Es komme aber bei Kuh ohnehin »mehr auf das Wie an. Darin enttäuscht er niemals. / Dialektisch in der Betrachtung, para- dox im Ausdruck, salopp in der Gebundenheit, witzig im Ernsthaften, ernst bei Lächerlichkeiten und köstlich-anmutig selbst im Kaffeehäus- lichen: So ist Anton Kuh einer der elegantesten, geistigen Leichtakro- baten. Wertvoll, weil selten in einer Zeit, die nur deshalb brutal oder pathetisch, dumm oder politisch wird, weil sie geistlos ist.«75 Berlin, Graphisches Kabinett, 29.10.1920, 20 Uhr: Shakespeare und Dada
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Anton Kuh
Subtitle
Biographie
Author
Walter Schübler
Publisher
Wallstein Verlag
Location
Göttingen
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Size
13.8 x 22.2 cm
Pages
576
Category
Biographien
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