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ten erhalten, wie den Saal der Aula (Abb. 2), der
die Funktion einer Ehrenhalle übernahm, Sa-
lons für Professoren und weitere Unterrichts-
säle. Unter der planerischen Aufsicht Schinkels
leitete Albert Geutebrück (1801–1863) das Bau-
vorhaben.
Eine zeitgenössische Beschreibung stellt die
1836 fertiggestellte Aula wie folgt dar: Dieser zu
akademischen Festlichkeiten, Disputationen und
Promotionen bestimmte Saal nimmt […] die bei-
den obern Geschosse des Mittelbaus ein. […] die
Decoration […] ging aus der Construction der Ga-
lerieanlage und der äußerlich zwei Stockwerke bil-
denden Fensterseite hervor. Die Wand- und Pilas-
terflächen sind mit Stuckmarmor überzogen. Die
Pilaster und Simsungen sind weiß, dagegen die
Felder grau mit Friesen nach Art des giallo antico.
Jene Felder geben Gelegenheit zur Aufstellung von
Büsten und zu einem besonderen Schmuck durch
Relief.18
Ernst Rietschel, Bildhauer und Professor der
Sächsischen Akademie der Künste, ließ eine Sitz-
statue in Gips aufstellen, die für ein Modell des
in Dresden errichteten, überlebensgroßen Denk-
mals zu Ehren von König Friedrich August I.
von Sachsen gehalten wird.19 Die vier Personi-
fikationen der Frömmigkeit, Weisheit, Gerechtig-
keit und Milde20 sind ein zugehöriges Ensemble.
Die für die Aula ebenfalls in Gips ausgeführ-
ten Standfiguren – im Entwurf der Staatlichen
Museen Dresden in deutlich kleinerem Format
im Verhältnis zur Sitzstatuette (vgl. Abb. 3)21 –
sollten das Modell [des] Denkbildes in der Aula
umgeben.22 Eine historische Aufnahme gibt das
Ensemble im Augusteum nur mit zwei flankie-
renden Figuren im Bild wieder (Abb. 2) und zeigt auf, dass das ursprünglich raumgreifende Denk-
mal aus Sitzfigur mit Sockel und vergrößerten
Personifikationen an die Wände gerückt werden
musste. Das Ensemble knüpfte zweifellos an
die noch zu Gottscheds Zeiten vorherrschende
Praxis an, städtische Einrichtungen herrschaft-
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schmitt-maass290
18 Anonym, Das Augusteum und dessen Übergabe an die Universität Leipzig am dritten August 1836, Leipzig 1836,
S. 27.
19 Ebenda.
20 Ebenda.
21 E. Rietschel, Entwurf zu dem Denkmal für König Friedrich August I. (den Gerechten) von Sachsen, 1827/1831, Sitz-
statuette, Gips (alle figürlichen Teile), Holz (die übrigen Teile), Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Skulpturen-
sammlung.
22 Anonym, Das Augusteum (zit. Anm. 18), S. 28–29. Abb. 3: Ernst Rietschel, Entwurf zum Denkmal für König
Friedrich August I. von Sachsen, 1827/1831, Gips (fig. Tei-
le), Holz, Dresden, Staatliche Kunstsammlungen Dresden.
Open Access © 2018 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Title
- Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Editor
- Ingeborg Schemper-Sparholz
- Martin Engel
- Andrea Mayr
- Julia Rüdiger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- WIEN · KÖLN · WEIMAR
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20147-2
- Size
- 18.5 x 26.0 cm
- Pages
- 428
- Keywords
- Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
- Categories
- Geschichte Chroniken