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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
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• Sind partizipatorische Denkmalprojekte in der heutigen Zeit noch möglich? • Ist die Bedeutsamkeit von Wissenschaft- lerinnen für skulpturale Repräsentationen immer noch nicht gesellschaftlicher Kon- sens? • Und ist daher die geringe Resonanz auf das erste vollfigurige Denkmal einer Wissen- schaftlerin ein Ausdruck dafür, dass Me- morialkultur ausschließlich gesellschaft- lich etablierten Kräften zugestanden wird? der kunstwettbewerb Als die finanziellen Mittel mit hohem Aufwand nach sechs Jahren eingeworben waren, wobei ich in den letzten Jahren intensiv vom neu gewähl- ten Präsidenten und der neu gewählten zentralen Frauenbeauftragten unterstützt wurde, konnte ich endlich mit der Vorbereitung des Kunstwett- bewerbs beginnen. Damit dessen Durchführung allen rechtlichen Vorgaben entsprach, hatten wir über ein Auswahlverfahren eine professionel- le Wettbewerbskoordinatorin ausgewählt. Der Wettbewerb wurde im Einladungsverfahren als anonymer, einstufiger Realisierungswettbewerb durchgeführt. Wir entschieden uns, ihn euro- paweit und für Israel auszuschreiben. Am 1. Fe- bruar 2013 wurde er veröffentlicht und an alle Künstlerverbände verschickt. Insgesamt betei- ligten sich 81 Künstler und Künstlerinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Eine Auswahlkommission, bestehend aus Angehörigen der Humboldt-Universität zu Berlin und auswär- tigen Kunsthistorikerinnen, wählte am 5. April 2013 vier Künstlerinnen und Künstler sowie eine Künstlergruppe aus, die innerhalb von sechs Wo- chen einen Denkmalentwurf einreichen konnten. 14 Tage später fand für sie ein Rückfragekollo- quium statt, bei dem ihnen der genaue Wortlaut der Aufgabenstellung für den Denkmalentwurf mitgeteilt wurde. Zuvor hatte es dazu eine aus- führliche Diskussion im Preisgericht gegeben, in dem ich mich aber mit meiner Formulierung, das Denkmal erkennbar weiblich und porträt- haft zu gestalten, mit dem Ziel, Frauen in der Wissenschaft sichtbarer zu machen, nicht durch- setzen konnte. Insbesondere seitens der Kunst- wissenschaftlerinnen, die die Vorgabe „erkenn- bar weiblich und porträthaft“ als zu einengend empfanden, wurde über die Formulierung hef- tig diskutiert. Wir einigten uns auf die Formulie- rung: „Das Denkmal soll die unverwechselbaren Züge der Persönlichkeit Lise Meitner zeigen.“ Der genaue Wortlaut der Wettbewerbsauf- gabe lautet daher folgendermaßen: „Lise Meit- ner repräsentiert mit ihrer Forschungsleistung und ihrer Biographie konkrete Berliner Wissen- schafts- und Universitätsgeschichte. In Anbe- tracht ihrer Lebensleistung soll Lise Meitner ein Denkmal im Ehrenhof der Humboldt-Universi- tät zu Berlin gesetzt werden. Als Jüdin verfolgt und als Frau diskriminiert, gehört Lise Meitner in die Reihe der weltweit anerkannten Berliner Wissenschaftler des Denkmalensembles am his- torischen Forum Fridericianum. Das Denkmal soll die unverwechselbaren Züge der Persönlichkeit Lise Meitner zeigen. Die Gestaltung des Lise-Meitner-Denkmals soll sich gegenüber den am vorgegebenen Ort bereits vorhandenen Denkmälern – M. Planck von B. Heiliger (1948/49, Bronze), H. von Helmholtz von E. Herter (1899, Marmor) und Th. Momm- sen von A. Brütt (1909, Marmor) – durch ih- re Eigenart und ihren zeitgenössischen Ausdruck künstlerisch behaupten.“5 Am 18. Juni 2013 entschied das Preisgericht über die anonymisierten Entwürfe. Als ich die angelika keune326 5 Auslobungstext Berlin, Nichtoffener Kunstwettbewerb für das Lise-Meitner-Denkmal im Ehrenhof der Humboldt- Universität zu Berlin, Berlin 2013, S. 33. Open Access © 2018 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Title
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Editor
Ingeborg Schemper-Sparholz
Martin Engel
Andrea Mayr
Julia Rüdiger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
WIEN · KÖLN · WEIMAR
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20147-2
Size
18.5 x 26.0 cm
Pages
428
Keywords
Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
Categories
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