Page - 348 - in Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
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dizinische Universität von Budapest. In der Sym-
biose von Forschung und Heilung fand man die
Formen, durch welche die Denkmäler der Ge-
lehrtenmemoria wieder und wieder an den Wän-
den von Kliniken, Krankenhäusern und Univer-
sitätsgebäuden auftauchen. Hier knüpft auch
die neueste großzügige Unternehmung der un-
garischen Medizin an. Zwischen 2007 und 2009
wurde in Budapest, in der Nähe der Kliniken,
ein modernes Unterrichtszentrum von imposan-
ten Ausmaßen erbaut. Das prägende Struktur-
element des Neubaus bildet die doppelte Pfeiler-
reihe, welche die Struktur der mehrgeschossigen
Aula trägt. Die Vorsitzenden der Semmelweis-
Universität beschlossen, die Pfeiler mit den Por-
trätreliefs der berühmtesten gelehrten Medizin-
professoren aus den letzten hundert Jahren der
ungarischen Heilkunde zu zieren. Bisher wurden
34 Reliefs gefertigt (Abb. 13).32
Die traditionelle Erscheinungsform des Ge-
denkens in einem modernen Gebäude kann so-
gar die Antwort auf die Frage liefern, ob die
Gattung noch lebt, die das Andenken an die be-
deutendsten Vertreter einer Disziplin durch ihre
Porträts der Nachwelt beispielgebend präsentiert.
Das neue Unterrichtszentrum der Semmelweis-
Universität belebt ohne Zweifel die Gattung der traditionellen Porträtreliefs weiter. Gleichzeitig
gibt es auch Bestrebungen, die Erscheinungs-
form einer Büste auf Postament durch neue For-
men abzulösen. Dazu gehören die Lösungen, die
man pflegt „Straßenstatuen“ zu nennen. In die-
sen Fällen steigt die ganzfigürliche lebensgro-
ße Statuengestalt vom fiktiven Postament hin-
ab und trifft auf der Straßenebene stehend oder
sitzend ihr Publikum. In Ungarn wurde schon
1971 eine Skulptur dieser Art in der Nähe der
Universität der Stadt Debrecen konzipiert. Sie
stellt den berühmtesten Physiker und Polyhistor
der Stadt des 18. Jahrhunderts dar: István Hatva-
ni (Abb. 14). In der Stadt Szeged, wo der unga-
rische Medizinforscher und Nobelpreisträger Al-
bert von Szentgyörgyi tätig war, verkörpert ihn
seit 2013 eine ganzfigurige Bronzestatue vor dem
Universitätsgebäude, wie er mit der Pfeife in der
géza galavics – bálint
ugry348
32 http://semmelweis.hu/eok/eok/tortenet, abgerufen am 23. Jänner 2017. – Über die Errichtung des Unterrichtszent-
rums: http://ujsag.semmelweis.hu/se200808/20080831.html, abgerufen am 23. Jänner 2017.
Abb. 13: Budapest, Aula des Unterrichtszentrums der Sem-
melweis-Universität (Elméleti Orvostudományi Központ),
2009.
Abb. 14: Imre Varga, István Hatvani, 1971, Debrecen, Egy-
etem tér.
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Title
- Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Editor
- Ingeborg Schemper-Sparholz
- Martin Engel
- Andrea Mayr
- Julia Rüdiger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- WIEN · KÖLN · WEIMAR
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20147-2
- Size
- 18.5 x 26.0 cm
- Pages
- 428
- Keywords
- Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
- Categories
- Geschichte Chroniken