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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
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Page - 361 - in Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa

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Frage war in den 1920er-Jahren im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS) das dringendste Problem der slowenischen Intelli- genz, die in diesem Zusammenhang keine Un- terstützung bei den kroatischen und serbischen Kollegen, insbesondere nicht bei den Linguis- ten, fand.35 Am Ende des Jahres 1925 und 1926 einigte die Drohung einer gewaltigen Universi- tätsreform die ansonsten tief zerstrittenen Orga- nisationen und Parteien zur Herausgabe einer gemeinsamen Resolution „Für die Autonomie der Laibacher Universität“.36 Und der bedeuten- de slawische Gelehrte aus Slowenien wurde eine der wichtigsten Referenzen, die für die sloweni- schen Bestrebungen sprachen und durch Denk- mäler präsent waren. Die Miklosich-Büste für Luttenburg wur- de bei dem Wiener Bildhauer und Akademie- professor Johann Scherpe, dem Autor des Miklosich-Denkmals im Arkadenhof der Uni- versität Wien (enthüllt 1897), bestellt.37 Sie ist eine exakte Kopie des Wiener Denkmals und wurde nach der Enthüllung von dem zu die- ser Zeit noch studierenden Literaturhistoriker und Schriftsteller Bratko Kreft (1905–1996) we- gen der Auswahl des Künstlers stark kritisiert: „Überall soviel Slowenentum, überall soviel Nationalismus und die Gewohnheit, dass den Auftrag ein Fremder bekommt und dass man die Arbeit nicht dem slowenischen Künstler zu- traut.“38 Von den slowenischen Bildhauern, die gegenwärtig gute Denkmäler anfertigen wür- den, hebt er den jungen Tine Kos (1894–1979) hervor, insbesondere dessen Monument von Kö- nig Peter I. in Krain.39 Und eben diesem Bild- hauer wurde der Auftrag der Miklosich-Büs- te für Laibach anvertraut. Das Denkmal wurde Anfang September 1926 errichtet, der Vergleich mit den Porträts Miklosichs zeigt, dass der Bild- hauer höchstwahrscheinlich nach der Fotografie der Wiener „k. k. Fotografin“ Rosa Jenik arbeite- te, mit der sogar der Anzug des Gelehrten über- einstimmt.40 Der Schriftsteller Fran Govekar, der auch in Luttenburg anwesend war, fand später das Monument „geschmacklos“, weil es „als Überrest des ehemaligen kaiserlichen Denk- mals noch immer Symbole des österreichischen zweiköpfigen Adler“ trage.41 Und tatsächlich ist das Antlitz mit dichtem Schnurrbart und bu- schigen Augenbrauen auch visuell dem Franz- Joseph-Porträt von Peruzzi (jetzt Stadtmuseum Laibach) sehr nahe.42 Das Denkmal auf dem Laibacher König- Peter-Platz war eine eher ungewöhnliche, wenn nicht sogar politisch unkorrekte Anknüpfung an die habsburgische Monarchie bzw. eine bewuss- te Rückbesinnung und Würdigung des Univer- sitätszentrums in Wien. Auch wenn in diesem Fall ein slowenischer Künstler beauftragt wur- de. Der Entscheidung, die Miklosich-Büste auf EwigE PräsEnz dEr wissEnschaftlEr im öffEntlichEn raum 361 35 E. Dolenc, „The Generation at a Closed Door“. Slovenian Intellectual Issues Between the Two World Wars, in: Slovene Studies, I–II, 2001, S. 19. 36 E. Dolenc, Kulturni boj. Slovenska kulturna politika v Kraljevini SHS. 1918–1929, Ljubljana 1996, S. 223–225. 37 T. Maisel, Gelehrte in Stein und Bronze, Wien/Köln/Weimar 2007, S. 58, Nr. 55; M. Fleming, Denkmal Franz von Miklosich, https://monuments.univie.ac.at/index.php?title=Denkmal_Franz_von_Miklosich (abgerufen am 17. Juli 2015). 38 B. Kreft, Miklošičev spomenik in slovenski umetniki, in: Mladina, III/1, 1926, S. 24. 39 Kreft, Miklošičev spomenik (zit. Anm. 38), S. 24. 40 Vgl. https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Franc_Miklo%C5%A1i%C4%8D#/media/File:Rosa_Jenik_-_ Franc_Miklo%C5%A1i%C4%8D.jpg (abgerufen am 17. Juli 2015). In der Zeitung Slovenec (LIV/202, 5. September 1926, S. 5) wurde berichtet, dass Kos mehrere Gemälde und Fotografien studiert habe und sich auch das Denkmal im Wiener Arkadenhof anschaute. 41 Platon (= Fr. Govekar): Napoleonov spomenik v Ljubljani, in: Slovenski narod, 21. Juni 1929, S. 2. 42 Vgl. Več glav … Iz kiparske zbirke Mestnega muzeja Ljubljana … več ve / Many Heads Are Better than One (hrsg. von A. Pokrajac Iskra), S. 62, Abb. 18.
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Title
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Editor
Ingeborg Schemper-Sparholz
Martin Engel
Andrea Mayr
Julia Rüdiger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
WIEN · KÖLN · WEIMAR
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20147-2
Size
18.5 x 26.0 cm
Pages
428
Keywords
Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
Categories
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