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MobilitätundpopuläreKultur 133
Kronen-Markegestempelt sein.68DieSteuern,dieanKonzessionengebunden
waren,überstiegendiesenBetragallerdingsnochumeinVielfaches.Alsbe-
sonders kostspieligwurdendie fürArtist*innennötigenAufwendungen in
Budapest beschrieben.Denn hier in derMetropole der transleithanischen
Reichshälftehabeeseinegeradezu„drakonische“Spektakelsteuergegeben.„In
keinerGrossstadtamContinentewirdSeitensderBehördeeinsolcherHoch-
druckaufdasChantant-undVarietéwesenausgeübtalsinBudapest[!]“69,soder
Aufmacherder InternationalenArtistenRevue. Insgesamt309Guldenmussten
dieKünstler*innenfürStempel-,Magistrats-undPolizeigebührenmonatlich
aufbringen.HinzukamennochEinkommens-,Kommunal-undStaatssteuern
fürdieEtablissements.Das führte dazu, „[…]dass die hiesigenDirectoren
unterdieHöchstbesteuertenderHauptstadtrangirtwerdenkönnen[!]“.70 Im
GegensatzzurmonatlichenAbrechnunginBudapestwares inWienmöglich,
tageweiseeineGebührvonmaximaldreiGuldenabzurechnen.71
DennochließendieBeschleunigungenundErleichterungendieSzenepopu-
lärerUnterhaltungflorieren.Die internationaleAusrichtungundVernetzung
waren fürdieBetreibendenvonEtablissementswiedieKünstler*innenvon
großemInteresse.WichtigwarabervorallemeinesozialeAbsicherungund
Organisation innerhalbder Szene, umbei etwaigenUnfällen, Betrügereien
undanderenMissständenUnterstützungzuerhalten.Daeskeinestaatlichen
Instanzengab,welcheVersicherungenbereitgestellthätten,bildetensichimmer
mehrVereine,die sich fürArtist*inneneinsetztenundsozialeAbsicherung
undAlltagserleichterungboten.
Vereine
AbMitteder1880er JahregründetendieKünstler*innenVereine.72Unterden
erstensolcherKünstlervereinewarder InternationaleArtistenvereinDerLustige
Ritter inWien.73 InderAnfangszeit agiertederLustigeRitter alsgemeinsamer
Verein füralleArtist*innenderMonarchie,besonders ihrerResidenzstädte.
68 NÖLA,NÖReg.Präs.TheaterZA–Zensurakten.
69 IAR,8.11.1891,2.
70 IAR,8.11.1891,2.
71 IAR,8.11.1891,2.
72 ScottkonstatiertdieEntwicklungvonArtistenvereinenbetreffend,dassKünstler*innenzuvor
gesetzlichhäufigdarangebundenwaren,nur in einer Spielstätte aufzutreten.DieVereine
verfolgtenteilweiseauchstarkWerbezwecke,weshalbsieerstmitdemWegfall vonSpielstät-
tenbindungenrelevantwurden.ZurglobalenEntwicklungvonArtistenvereinensieheScott,
Soundsof theMetropolis,20–21.
73 HinweisezumLustigenRitterkönnennurausZeitungenzusammengetragenwerden,daes in
denArchivenkeineVereinsunterlagengibt. JedochberichtetedieInternationaleArtistenRevue
sehr intensivüberdieTätigkeitdesVereinsundaktuelleVeränderungen.Meist schrieben
auchdie leitendenFigurendesVereinsselbstüberdieStimmungslage. Inder Internationalen
© 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien
https://doi.org/10.7767/9783205211884 | CC BY 4.0
Auf die Tour!
Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
Zwischen Habsburgermonarchie und Amerika
- Title
- Auf die Tour!
- Subtitle
- Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
- Author
- Susanne Korbel
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21188-4
- Size
- 15.9 x 24.0 cm
- Pages
- 272
- Category
- Kunst und Kultur