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Einleitung4
unterwegs waren und sind. Sicherheitsfahrer überwachen das automatisierte Fahrzeug;
damit bleibt der technische Nachweis für die Serienreife des Sicherheitskonzeptes letztend-
lich aus. Im Sinne der Definition für vollautomatisiertes Fahren fehlt damit bis heute der
Machbarkeitsnachweis für Fahrten auf öffentlichen Straßen, selbst wenn der Sicherheits-
fahrer bei mancher Fahrt nicht eingreifen musste.
Bei aller Expertenkritik am Begriff seien autonome Fahrzeuge in diesem Buch durch
ihre „Selbstbestimmung im Rahmen eines übergeordneten (Sitten)-Gesetzes“ (Kant, nach
[2], s. o.) gekennzeichnet, das der Mensch vorgibt; im Sinne der Definitionen der BASt sind
sie vollautomatisierte Fahrzeuge [3].
Aus Platzgründen sei in diesem Buch auf eine vollständige Dokumentation des Standes
der Forschung und der Technik und auf eine Schilderung der Forschungshistorie verzichtet.
In Bezug auf autonome Straßenfahrzeuge haben Matthaei et al. [4] den aktuellen Stand der
Technik zusammengetragen. Fabian Kröger gibt in Kap. 3 einen eindrucksvollen Überblick
über autonomes Fahren als Vision oder Science-Fiction in der Geschichte vor allem der
bildgebenden Medien.
1.2 Autonomes Fahren – Motivatoren in der Forschung
In der Vergangenheit und auch heute wird die Forschung an vollautomatisierten Fahr-
zeugen [3] aus einer Vielzahl von Gründen betrieben. Hier seien nur die meistgenannten
erwähnt.
Auch wenn in Deutschland die Zahl der Unfalltoten beinahe jährlich sinkt, so sind doch
die weltweit geschätzten Zahlen Anlass genug für eine weitere Erhöhung der Sicherheit
des Verkehrssystems. Laut WHO starben 2010 weltweit 1,24 Millionen Menschen durch
Verkehrsunfälle [7]. Thomas Winkle beschäftigt sich in Kap. 17 mit der Frage, unter
welchen Voraussetzungen sich die unfallvermeidende Wirkung von automatisierten Fahr-
zeugen bereits vor der Markteinführung eines Systems prognostizieren lässt.
Im Mittelpunkt des jeweiligen Fahrzeugsystems sollte der Assistenzbedarf der Fahrerin/
des Fahrers oder der potenziellen Nutzerin/des potenziellen Nutzers stehen. Ist sie oder er
mit Tätigkeiten konfrontiert, die ermüden und keinen Fahrspaß generieren (Stop-and-go-
Verkehr, lange Autobahnstrecken)? Oder ist sie oder er temporär nicht fahrtauglich, bei-
spielsweise unter dem Einfluss von Medikamenten oder durch Müdigkeit, oder schlicht
zu unaufmerksam für aktives Fahren? Besteht Assistenzbedarf, weil die Sinne alters- oder
krankheitsbedingt nachlassen, die Muskulatur oder das Skelett erkranken? Dann eröffnen
autonome Fahrfähigkeiten des Autos neue Chancen für die individuelle Mobilität.
Vollautomatisiertes Fahren [3] bietet große Potenziale bei der Optimierung des Ver-
kehrsflusses. Bereits das wohl bekannteste europäische Programm zur Fahrzeugautomati-
sierung des vergangenen Jahrhunderts wies auf dieses Ziel hin: „Programme for a European
traffic with highest efficiency and unprecedented safety“ (1987–1994), kurz „Prometheus“
[6]. Jüngere Projekte zeigen technische Lösungen auf, die speziell der Erhöhung des Ver-
kehrsflusses dienen. In Kap. 15, Kap. 16 und Kap. 19 befassen sich die Autoren mit den
Autonomes Fahren
Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
Gefördert durch die Daimler und Benz Stiftung