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Neue Mobilitätskonzepte und autonomes Fahren: Potenziale der
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durch einen zusätzlichen (An-)Reiz bieten, dass sie aus der bestehenden Flotte eine große
Bandbreite an Fahrzeugen zu den gleichen Kosten bekommen können.
Mit dem autonomen Valet-Parken wird das Bereitstellen von Fahrzeugen an einer
Station grundsätzlich überflüssig; das gesamte Carsharing-Angebot ließe sich damit auf
flexibles Carsharing umstellen, zumindest würde die Abholung und Rückführung des Fahr-
zeugs durch den Nutzer überflüssig werden. Zwar werden die Betreiber nicht auf Stationen
oder Fahrzeugdepots verzichten, um eine gewisse Zentralisierung und damit Effizienz
bei der Wartung der Fahrzeuge zu erzielen. Diese Stationen müssten dann aber nicht mehr
in möglichst großer räumlicher Nähe zum Kunden aufgebaut werden, sondern könnten
Flächen nutzen, für die geringere Kosten entstehen. Die Distanz zu den Orten der Nutzung
ist dabei nicht beliebig, da für den Weg zum Kunden nur ein vergleichsweise enges Zeit-
fenster zur Verfügung stehen dürfte. Außerdem ist die Anfahrt zum Kunden mit dem Ver-
brauch von Ressourcen verbunden und stellt gleichzeitig – sofern keine andere Nutzung
auf diesem Weg möglich ist – „tote“ Zeit im Fahrzeuggebrauch dar.
Alternativ oder ergänzend dazu könnten mehrere kleinere Sammelpunkte mit einigen
wenigen Fahrzeugen relativ dicht verteilt über das Geschäftsgebiet entstehen. Damit
würde der Zeitaufwand zwischen Fahrzeugbestellung und Abholung des Nutzers gering
gehalten; möglich wäre dann auch eine Mischform der Fahrzeuginanspruchnahme mit
wahlweise autonomer Zufahrt oder persönlicher Abholung. Damit ließen sich die aktuell
noch sehr unterschiedlichen Zugangszeiten zu den Fahrzeugen, je nach kleinräumiger
Dichte der Fahrzeugverfügbarkeit, deutlich nivellieren. Momentan liegen die Zugangs-
zeiten, berechnet aus dem Unterschied zwischen den gemessenen Werten „Buchungs-
zeitpunkt/Reservierung“ und „Fahrtdauer“, zwischen 1–16 Minuten (Beispielsfall Drive-
Now mit maximaler Reservierungszeit von 15 Minuten; Quelle: Projekt WiMobil, ge-
fördert vom Bundesumweltministerium BMUB). Die Unterschiede in der durchschnitt-
lichen Dauer der Zugangszeit hängen unmittelbar mit den unterschiedlichen Fahrtzwecken
zusammen.
9.5.2 Carsharing unter Einsatz von „Vollautomaten
mit Verfügbarkeitsfahrer“
Der Use-Case des Vollautomaten mit Verfügbarkeitsfahrer geht davon aus, dass sich das
Fahrzeug grundsätzlich selbstständig auf öffentlichen Straßen bewegen kann, dass aber die
Fahraufgabe individuell und zeitweise vom Fahrer oder der Fahrerin wieder übernommen
wird.
Aus einer Carsharing-Perspektive bleiben die mit dem „Vollautomaten“ möglichen
Veränderungen und Erweiterungen deutlich hinter dem autonomen Valet-Parken zurück,
zumindest dann, wenn der Verfügbarkeitsfahrer als Fahrzeuginsasse vorausgesetzt wird.
Der einzige Unterschied, der sich in diesem Use-Case zum heutigen Carsharing ergeben
würde, wäre die Möglichkeit, während der Fahrt die Fahraufgabe an das Fahrzeug abzu-
geben, wenn der Fahrer dies wünscht. Manche Streckenabschnitte können für die autonome
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