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Autonomes Fahren und
Stadtstruktur230
Die Möglichkeit zur Einsparung von Fläche wird als ein wesentliches Argument für den
Einsatz automatischer Parksysteme genannt, wobei die günstige Flächenausnutzung in
erster Linie durch den Ersatz von Rampen und Fahrgassen durch Fördervorrichtungen
sowie die Verringerung der Geschosshöhen erreicht wird, aber auch durch das dichte Ein-
parken [14, 15]. Bei Einsatz des Parkroboters gehen die Entwickler von bis zu 60 Prozent
mehr Parkplätzen auf gleicher Fläche aus [16].
Die effizientere Nutzung von Flächen für das Parken ist insbesondere aus Kosten-
gesichtspunkten attraktiv [16, 17, 18]. Die für ein Bauvorhaben zu errichtenden Stellplätze
haben einen hohen Flächenbedarf und stellen, vor allem wenn die Stellplätze nicht eben-
erdig errichtet werden, einen nicht unerheblichen Anteil an den Kosten der Gesamtinves-
tition dar. Es gibt bereits erste Projekte, die das Parken in Parkhäusern mit autonomen
Fahrzeugen testen [19, 20]. Der Fahrer ĂĽbergibt das Fahrzeug am Eingang des Parkhauses.
Die Parkfunktion wird mithilfe einer Smartphone-App aktiviert. Über WLAN erhält das
Auto die Routendaten vom Zentralrechner im Parkhaus zum nächsten freien Parkplatz und
fährt autonom dorthin. Als ein Vorbild können hierfür bereits heute existierende automa-
tische Parksysteme dienen, bei denen abgesehen von der Ein- und Ausfahrt in einer Ăśber-
gabekabine alle notwendigen Fahrzeugbewegungen automatisch über Fördervorrichtungen
bzw. Verschiebeeinrichtungen realisiert werden, oder mit eigens entwickelten Parkrobo-
tern, wie sie beispielsweise am Flughafen DĂĽsseldorf bereits im Einsatz sind [16].
Wie erwähnt, dürfte sich die Restrukturierung und mögliche Konzentration von Park-
flächen nicht flächendeckend durchsetzen, sondern vorrangig auf Gebiete beschränken, die
als Ziel besonders attraktiv sind und deren Kosten fĂĽr die Erstellung erforderlicher Park-
flächen und damit die Anreize für platzsparende Lösungen besonders hoch sind (Bauland-
preise, Flächenknappheit und damit Bedarf an mehrgeschossigen Lösungen). Hierzu zäh-
len hoch verdichtete innerstädtische Dienstleistungs- und Einkaufszentren oder auch neue
Gewerbegebiete mit hoher Zahl an Beschäftigten. Hinzu kommen Mobilitätsknoten – oft
auch mit dem englischen Begriff Hub bezeichnet – wie Flughäfen oder Bahnhöfe, an denen
neben den vorherigen Kriterien auch sichere Lösungen für das längere Einstellen von
Fahrzeugen gefordert sind. Inwieweit sich im Zuge der Automatisierung die Kosten fĂĽr das
Parken insgesamt verändern dürften, ist nicht abzuschätzen. Einerseits kann das Absetzen
von Passagieren am Zielort und anschlieĂźendes Parken an anderer Stelle im Stadtgebiet
(mit etwas niedrigerem Nutzungsdruck und damit gĂĽnstiger) Kosten sparen [21, 22]). An-
dererseits entstehen mit dem Umbau des Parkraumangebots fĂĽr autonomes Fahren wiede-
rum Kosten.
11.3.1.2 Veränderung der Attraktivität von (Wohn-)Standorten
Mit der Verfügbarkeit autonomer Fahrzeuge sind auch Effekte auf die Art der Flächen-
nutzung denkbar. Einige Studien weisen auf den Zusammenhang einer steigenden Attrak-
tivität von Wohngebieten am Stadtrand hin [2, 22, 23]. Nach dieser Argumentation kann
die VerfĂĽgbarkeit eines autonomen Fahrzeugs dazu fĂĽhren, dass Haushalte im GrĂĽnen
gelegene, kostengĂĽnstigere, aber weiter vom Zentrum der Stadt entfernt gelegene Stand
orte
wählen, da das autonome Fahrzeug die Standortnachteile (größere Entfernung) kompen-
Autonomes Fahren
Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
Gefördert durch die Daimler und Benz Stiftung