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Das Badewesen bis ins 16. Jahrhundert
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Hitze achteten und dann ohnmächtig zu Boden sanken. Das Problem stellte sich kaum
in kleinen Badstuben, die keine drei abgestuften Bänke hatten, sondern nur eine.69
War die Luft zu trocken geworden, gossen der Bader oder seine Knechte Wasser
auf die heißen Steine, bis der aufsteigende Dampf die Stube erfüllte. Solche Aufgüsse
wurden mehrmals wiederholt. Hatte man das Schwitzen beendet, stieg man von der
Bank herab und ließ sich auf dem Boden oder im Vorbad den Schweiß mit lauem oder
kaltem Wasser abgießen. Danach erfolgte mit Schwamm, Lauge oder Seife, die aber
teuer war, das Waschen und Abreiben (Massieren).70
1.3 Wannenbad und Baderof
Guarinoni meint, die Obrigkeiten sollten allen schwer arbeitenden Menschen, den
Handwerkern, »starcken« Arbeitern und besonders den Knappen die Schweißbäder
untersagen, weil ihnen dadurch »die ubrigen Kräffte unnd die natürlich Hitz gar auß
dem Leib« getrieben werde, und sie, »wann es ihnen umb die Säuberung der Leiber
zu thun ist, im warmen Wasserbad sitzen lassen, davon sie nicht allein gesäubert und
gereinigt, sonder auch an abgearbeiten Kräfften und allen Glidern fürtrefflich ergetzt,
gestärckt unnd befeichtigt werden«. Doch die Habgier der Bader lasse es nicht dazu
kommen. Denn sie verlangten von einem Armen wie einem Reichen »umb ein Wasser-
bad ein Groschen, das ist drey Kreutzer« [= 15 Vierer]. Deshalb sollten die Obrigkeiten
den unverschämten Badern »ein gewises Zil einsetzen«, also einen Höchstpreis für ein
Wasserbad vorschreiben.71
In der Tat war ein Bad in der Wanne gemessen an einem solchen in der Schwitz-
stube keineswegs wohlfeil und für einen einfachen Menschen eigentlich zu teuer. Die
Preise in den vier Badhäusern Halls sind nicht bekannt, doch zahlten 1485 ein Bürger
oder eine Bürgerin in Klausen und 1609 jede Person, gleich ob Mann oder Frau, in
Kaltern nur zwei Vierer für ein Schwitzbad.72 Die Differenz in Bamberg war noch
größer. Dort kostete 1480 ein Wasserbad zwölfmal so viel wie ein Schweißbad.73 So
verwundert es nicht, wenn nur wenige Wannen in den Bädern auf Kunden warteten.
Nach den Inventaren zweier Haller Bader aus den Jahren 1570 und 1602 besaß der
eine fünf, der andere vier große hölzerne Badewannen.74 Sie waren meist aus Tannen-
holz gemacht, wie Walter Hermann Ryff in seiner »Badenfart« (1549) bemerkt75. An-
dere erwähnen Eichen-, Kastanien oder Wacholderholz, weil diese Hölzer länger der
Feuchtigkeit standhalten.76
Wannen- wie Schwitzbäder dienten nicht nur der Entspannung, der körperlichen
Reinigung und Regenerierung, sie galten auch nach damaliger Ansicht als wirksame
Mittel, Krankheiten vorzubeugen oder zu behandeln, sollten z. B. bei Lähmungen, Stei-
nen, Bauchgrimmen, Hautjucken und anderem helfen.77 Man gab in das Badewasser
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Subtitle
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Author
- Robert Büchner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 202
- Category
- Geographie, Land und Leute