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Die Bautätigkeit des Bistums Passau in Österreich im 13. Jahrhundert 169
im 11. Jahrhundert gegründeten Passauer Eigenpfarre Hausleiten zugleich mit einer
katechetischen Absicht : Die Reliefszenen der Apsis waren offenbar eine Maßnahme
der Passauer Bischöfe gegen den Vorwurf mangelhafter Bekämpfung des Ketzerun-
wesens in der Diözese. Gerade mit diesem Argument hatte ja Herzog Leopold VI.
seinen Anspruch auf die Errichtung eines unabhängigen Landesbistums begründet.
Die Bildszenen an der Apsis von Schöngrabern – einer Passauer Eigenkirche , gele-
gen an der viel frequentierten Fernverkehrsstraße nach Böhmen und Mähren – soll-
ten einer breiten Öffentlichkeit die bischöfliche Verantwortung für eine einpräg-
same katechetisch-didaktische Unterweisung der Bevölkerung mit antihäretischer
und antignostischer Zielsetzung veranschaulichen564.
Insgesamt war die Passauer Architektur zur Zeit der Bischöfe Manegold und
Ulrich von ganz anderen Zielen geleitet als die Baukunst im Auftrag Herzog Le-
opolds VI. von Österreich. Während der Babenbergerfürst die neuesten Errun-
genschaften der in ganz Europa stilgeschichtlich
am höchsten avancierten französischen Architektur
importierte , betonte Passau seine konservative , ja
retrospektive , und historisierende Haltung. Dies
entsprach in auffallender Weise der Kirchenpolitik.
Lag es in der Absicht des Herzogs , die Diözesan-
einteilung radikal zu verändern , trat Passau mit all
seinen Kräften für eine Bewahrung der alten Ord-
nung ein. Auch mit dem inzwischen erfolgten auf-
sehenerregenden Salzburger Domneubau setzte sich
die Passauer Baukunst bis zum Ende des Episkopats
von Bischof Ulrich vorerst noch nicht auseinander.
St. Pölten
Als Bischof Gebhard im Jahre 1221 den Passauer
Bischofsstuhl übernahm , sah er sich einer aktuel-
len unmittelbaren Herausforderung seines Bistums
durch Herzog Leopold VI. gegenüber : Die Neuer-
richtung der Wiener Michaelerkirche und die Ein-
setzung eines Hofpfarrers an dieser Kirche ( 1221 )
gefährdeten die Rechte des Bistums an der Wiener
Abb.
73 : Dom in St. Pölten. Ansicht von Südost
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Title
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Author
- Mario Schwarz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur