Page - 157 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
Image of the Page - 157 -
Text of the Page - 157 -
und Uebergangspunkte auf dasselbe.
Ich konnte nicht ermitteln, ob bei dieser Expedition derselbe
Uebergangspunkt gewählt wurde, auf welchem ich 23 Jahre später von
Kaprun auf die Höhe gekommen bin; es ist aber wahrscheinlich, da
er sicher die günstigste Stelle zur Ueberschreitung des Grenzkammes ist.
Aus der Schilderung meines Zuges leuchtet hervor, daß der
Weg auf der Kapruner Seite wegen der großen Zerklüftung des Keeses
sehr gefährlich war. Waren vielleicht im Jahre 1832 die Gletscher«
spalten noch zahlreicher und schneefrei, so ist es, besonders da von
oben gesehen ein derart zerrissener Gletscher noch viel schauerlicher
aussieht, leicht verständlich, daß jener Rath gegeben und befolgt wurde.
Wie wir von der Pasterze her wissen, verdankt' die Iohannis-
Hütte jener Gletscherreise ihr Entstehen, und so hat sie jedenfalls eine
bleibende wohlthätige Folge gehabt.
Die Daten über eine zweite Gletscherfahrt entnahm ich dem
Glocknerbuche. Darnach haben vier Herren am 11. September 1844
den Iohannisberg erstiegen. Sie sind von der Iohannishütte um 5'/,
Uhr Morgens fort, dann links vom kleinen Vurgstall auf die Höhe
gegangen und vom Fuße des Iohannisberges zur rechten Seite des-
selben und so auf der scharf ansteigenden Kante hinangestiegen. Um
10 Uhr waren sie auf der Spitze.
Ich erfuhr später, daß Vä'uerle und Wirthsbauer ihre Führer
waren, konnte aber bei meinem wiederholten Aufenthalte in Heiligen-
blut keinen der beiden Männer sprechen. Sonst wußte Niemand Nä-
heres über diese Iohannisberg-Ersteigung. Nur ein zufällig in Hei-
ligenblut anwesender Forstbeamter versicherte mich, aus dem Munde
eines jener vier Herren gehört zu haben, daß er und seine Gefährten
wegen zu großer Brüchigkeit des Eises nicht auf die höchste Spitze
gekommen sind. Sei es, wie ihm wolle, so ist zu bedauern, daß die
Ersteiger so wenig über ihr Unternehmen, wenn auch nur im Glockner-
buche, veröffentlichten, indem namentlich die Fernsicht vom Iohannis-
berge und feine Stellung zu den Bergspitzen im Dorferalpen- und-
Stubachthale von großem Interesse wäre.
Einen längeren Aufenthalt haben die Gebrüder Schlagintweit
im Jahre 1848 in der Iohannishütte genommen.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Title
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Author
- Anton von Ruthner
- Publisher
- Carl Gerold's Sohn
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.8 x 19.2 cm
- Pages
- 440
- Keywords
- Alpen, Gebirge, Natur
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918