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Ersteigung des Hochalpcnspitzes. 277
Wendung an einer Ecke bestimmter auftritt, und zunächst derselben
Ecke erreichten wir, nachdem wir noch früher an einer Stelle vorbei-
gekommen waren, wo eine Schnceschlucht zwischen ein paar, einige
Klafter unterhalb unseres Weges liegenden Klippen wie ein Schlott von
unergründlicher Tiefe in den Lassacher Winkel hinabzieht, um ^! '/^ Nach-
mittags die höchste Eiszinne des Hochalpeuspitzes,
Hier wurde ich sogleich gewahr, daß in der südlichen Verlänge-
rung des Kammes in geringer Entfernung von der höchsten Eisspitze
sich ein Felsenkopf, zuoberst aus regellos über einander geschobenen
Felsstückm gebildet, erhebt, der dnrch eine schmale, etliche Klafter tiefe
Scharte von ihr getrennt, sie noch um wenige Klafter überragt und
daher als der höchste Punkt des Hochalpenspitzes betrachtet werden muß.
Schon auf dem Grate hatte ich erkannt, daß ich kaum einen
ungünstigeren Tag zur Fernsicht hätte antreffen können. Bon der großen
Nundschau, welche der Hochalpenspitz nach seiner Lage und nach seiner
Sichtbarkeit von zahlreichen Spitzen über einen großen Theil der Süd-
alpen, über die Centralkctte, besonders ihren Gasteiuer - Nauriser- und
Glöckner - Stock, dann auf einen Theil der Nordalpcn gewähren muß,
war fast gar nichts zu sehen, und jetzt waren selbst die Berge im
Norden der Salzach, die wir auf der Oroß-Elendscharte erblickt hatten,
im Nebel verschwunden. Die Aussicht beschränkte sich auf das Scethal
und das Dössenthal zu unseren Füßen uud auf die Höhen zwischen
dem Maluitzthale und Fragant, auf deren Spitzen jedoch auch Nebel
lag, auf den Hafnerspitz und die ihm nächsten Gipfel in dem an ihm
entspringenden Nucken zwischen der Liescr und Malta.
Die Nachbarn unseres Berges, das stolze Felsenhaupt des Saul-
ecks und die Höhenpuukte über dem Hochalpenkeese, der Preimelspitz,
die steinernen Mandeln und der Tullenock hatten sich der Herrschaft
des Nebels noch vollkommen zu entziehen gewußt.
Die steinernen Mandeln, die erste südöstlich im Hauptkamm un-
mittelbar nach dem Hochalpenspitz aufsteigende Firnhöhe haben ihren
Namen von ein paar Felsblückcn, welche allein anö dem Eisgebicte
emporragen.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Title
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Author
- Anton von Ruthner
- Publisher
- Carl Gerold's Sohn
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.8 x 19.2 cm
- Pages
- 440
- Keywords
- Alpen, Gebirge, Natur
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918