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Cm Streifzug dies- und jenseits der Tcmmi. 345
5000 W, F. hoch gelegen ist. Dazu die gewaltigen Gneisblöcke, womit
theils die Mutter Natur selbst, theils die Menschenhand den ganzen
Weg gepflastert hat, ohne sich eben darum zu kümmern, ob Zwischen»
räume klaffen uud Kanten unliebsam in die Höhe ragen, — nnd es
ist nicht zu zweifeln, daß fchon der Beginn der Neise über den
Krimmlcrtauern ein tüchtig Stück Arbeit ist.
Und doch wird gerade auf ihm kein Reisender übel gestimmt
werden, wie dies sonst so leicht auf steilem Wege voll Steinen geschieht.
Denn bald zieht er im Tannenschatten empor, bald tönt bei einer
Wendung nach Rechts nahes Tosen an sein Ohr, und macht er nnr
einige Schritte seitwärts vom Wege, so überrascht ihn die Ache mit
einem nenen malerischen Sprunge. Dann wieder ein freier Platz mit
der Aussicht auf das schon tief unten liegende Thal von Krimml mit
den freundlichen Häusergruppcn und schlankem Kirchthurm und hinüber
auf seine nördlichen Berge, den Thorhelm, Salzach- und Oeyerkovf
und die Gcrloser-Platte.
Wir meinten, als wir auf eiuiger Höhe auf dem Wege von
einem nahen Felfenvorsprunge den zweiten und dritten Fall zugleich,
den einen unter, den andern über uns, jenen in einen Kessel hinab-
stürzen und dort wie in einer höllenküche schäumen und brausen, diesen
in ziemlicher Breite von bedeutender Höhe gegen uns hcranstürmcn
sahen, daß diesen Fallen die allgemeine Bewunderung nicht fehlen
könnte, wenn sie nur nicht, zwischen dem obersten und untersten Falle
befindlich, stets den Vergleich mit den beiden, noch gewaltigeren Bil-
dern zn bestehen hatten.
Man würde dieseFalle mit Unrecht als einen Theildes untersten Fal-
les ansehen. Von jenem Vorsprunge gegen die, niit dem Gischt der Ache
ausgefüllte Kluft, über welche der vor dem verfolgenden Jäger fliehende
Wildschütze in Todesangst gesprungen sein soll, weßhalb die Stelle auch
der „Iägersprung" heißt, zeigt sich vielmehr, trotzdem daß man weiter
unten den Wasserstaub des letzten Falles aufwirbeln sieht, ihre Selbst-
ständigkeit. Noch einen vierten, oder wenn man die Fälle am Iäger-
sprung als einen einzigen Fall annimmt, einen dritten hohen Absturz,
mit welchem die Ache in eine schwindelnde Tiefe von Links nach Rechts
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Title
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Author
- Anton von Ruthner
- Publisher
- Carl Gerold's Sohn
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.8 x 19.2 cm
- Pages
- 440
- Keywords
- Alpen, Gebirge, Natur
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918