Page - 347 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
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Ein Streifzug dies- und jenseit« der Tauem,
Ich stand heute zum vierten Male auf dieser Stelle und war
nicht minder entzückt, als an jenem Tage, als ick) das Prachtschausftiel
zum ersten Male sah. Und doch waren wir in der ungünstigsten
Tageszeit hier. Denn die Ache erhält ihren reichlichsten Znflnß aus
dem Schnee und Eise der Gletscher, welche erst die Mittagssonne
schmilzt, und da diese Contingente von ihren Geburtsstätten am Drei-
herrnspitz, Neichenspitz u. s. w. einen zwei- und mehrstündigen Lauf
machen müssen, bis sie bei dein Abstürze anlangen, so sind die Nach-
mittags-, und nicht die Morgenstunden, der beste Zeitpunkt, um den
Uchenfall recht wasserreich Zu finden.
Dem Abschied vom Wasserfalle folgte heute alsbald noch ein
anderer. An der Sennhütte beurlaubten wir uns von dem Gefährten
aus Wien, dessen Ziel Innsbruck war, und der vorerst nach Krimml
zurückkehrte, Nun zu Bieren, lenkten wir dagegen wieder nach dem
Tauernwege ein.
Auf ihm waren wir, fast beständig unter Tannen, noch eine
starke halbe Stunde aufwärts gestiegen, als wir das Geräusch des
Wasserfalles, welches schon lange immer schwächer zu uns drang, wieder
deutlicher, doch unter uns vernahmen. Wir hatten nämlich, nahe der
Stelle, wo die Ache zum obersten Falle herabstürzt, die Thalfläche
des Achenthales erreicht.
Im schärfsten Gegensatze trafen wir hier anstatt des großartigen
Schauspiels des Wasserfalles ein tzochgebirgs-Stillleben, statt des
Donners des Kataraktes fast gänzliche Nuhe ringsumher an.
Wir sind in einer Art Engpaß. Die Ache fließt zu unserer Nechten
dicht am Wege,und in gleicher Höhe mit ihm rasch, doch lautlos dahiu.
Bis an ihr linkes Ufer reichen die Felsen und Waldabhänge des Grenz-
gebirges zwischen dem Achen- und Wildengerlos.-Thale. Auch auf dem
rechten Ufer ist oft kaum ein ftaar Fuß breit Raum für den Weg übrig.
Denn auch hier endet die schiefe Ebene, mit welcher sich die Bergkette
zwischen dem Achenthale und Obersulzbach in das erstere senkt, erst an
der Ache. Tausend und abermals tausend mächtige Felsstücke bilden das
Verbindungsglied zwischen dem Thalschoße und dem Grat des Hochgebirgs,
Längst hat ein neues Leben auf den Trümmern begonnen; Tannen und
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Title
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Author
- Anton von Ruthner
- Publisher
- Carl Gerold's Sohn
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.8 x 19.2 cm
- Pages
- 440
- Keywords
- Alpen, Gebirge, Natur
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918