Page - 388 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
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>jZg Eiu Strcifzug dies» und jenseits ber Tanern.
auf der östlichen Seite, blickten über den Nebelschichten heraus. Von
dem Olocknerrande in seinem Zuge vom Medelzlogel über die Höhen
des Oebenwinkels zu dem Kaprunerthörl, dann zu den Eiskogeln und
dem Kitzsteinhorn, dem eigentlichen Gegenstände von Interesse für mich,
war nicht das Geringste zu sehen.
Wir saßen wenige Minuten am Kreuze, als auch schon der
Nebel mit einem, im strengsten Sinne, fliegenden Corps unsere Joch-
Höhe eimmhm. Nun hatten wir nichts weiter oben zu thun. Ich fragte
meinen Führer, ob er sich den Weg im Stubachthale im Nebel zu
finden getraue, und als er es bejahte, eilten wir die Schneefelder hinab
und befanden uns bald in Mitte eines wahren Nebelmeeres, das uns
aller Aussicht, selbst auf die Entfernung von nur wenig Klaftern,
beraubte.
Hierauf hielten wir uns anf Felsboden mit spärlichem Oras-
wnchs eine Zeit lang an den rechten Abhängen, als mich eine gewisse
Unruhe des Führers erkennen ließ, daß wir auf falschem Wege seien.
Er gestand es mir auf meine Frage sogleich ein, und meinte, wir hätten
uns mehr'nach Links halten sollen. Wir suchten einzubringen, was
wir gefehlt, kletterten jetzt über allerlei Felsvorsprünge und wanden
uns dnrch die verschiedensten Schluchten.
Eingedenk eines vor beiläufig vierzehn Tagen bestandenen Aben-
teuers, bei dem ich an der Grenze des Lungau's gegen Pongau auf
dem Schiedeck vier bis fünf Stunden im-Nebel und^Schnee umher«
irrte und zuletzt mein Ziel nicht erreichte, sondern eine andere Rich-
tung einschlagen mußte, glaubte ich schon, daß ich auch heute kaum
mehr aus dem Stubachthale hinauskommen werde, als mir mein Mann
erklärte, wir seien jetzt auf dem Schafbühel und er seiner Sache gewiß.
Ich folgte ihm nun ruhig über die nicht enden wollenden Stein»
klipften hinauf und hinab, und bald sah ich zur Linken, etwas unter
uns den grünen See. Ich erfuhr nun vom Führer, daß wir den
Weg durch das Tauernthal, und nicht jenen über das Täuernmoos
nehmen würben, und zwar darum, weil die Kaiser den ersteren, als
den kürzeren, immer gingen, und er, mein Führer, den andern auch
gar nicht kenne. Die Gründe waren triftig genug, und ich gab mich
zufrieden.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Title
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Author
- Anton von Ruthner
- Publisher
- Carl Gerold's Sohn
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.8 x 19.2 cm
- Pages
- 440
- Keywords
- Alpen, Gebirge, Natur
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918