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Zwischen Eigenleistung und gewerblicher
Serienfertigung: Psalter aus Augsburg und
Regensburg
Schriftliche Quellen und reich illuminierte Psalterabschriften belegen, dass Ange-
hörigen des hohen Adels die „heilsvermittelnde und tugendstiftende Kraft“ der
Psalmen schon vor dem 13. Jahrhundert erfolgreich vermittelt worden war.1 Ab der
Jahrhundertwende, in einigen Regionen erst ab dem zweiten Jahrhundertviertel,
kam eine neue, zahlenmäßig stärkere Leserschaft hinzu, die in den größeren Städ-
ten zu verorten ist.2 Sie ließ, wie die adeligen Auftraggeber, neben ornamentalem
Schmuck und Bildinitialen auch Miniaturen mit Begebenheiten aus dem Neu-
en Testament, Hauptglaubensinhalten oder Heiligenbildnissen in die Psalmenab-
schriften einfügen.3 Damit fanden zur Andacht geeignete Bilder Eingang in den
privaten Bereich eines wesentlich größeren Teils der Gesellschaft als zuvor. Gele-
gentliche Beischriften deuten darauf hin, dass die Miniaturen darüber hinaus eine
didaktische Funktion hatten – ähnlich dem Text, der nicht nur das Gebet leite-
te, sondern nachweisbar auch dem ersten Leseunterricht diente.4 Die Beischriften
1 Klaus Schreiner: Theologische Symbolik, frommer Gebrauch und lebensweltliche Prag-
matik einer heiligen Schrift in Kirche und Gesellschaft des Mittelalters. In: Ralf Plate
/ Andrea Rapp (Hg.): Metamorphosen der Bibel. Beiträge zur Tagung, Wirkungsge-
schichte der Bibel im deutschsprachigen Mittelalter, Trier, 4.–6.9.2000, Bern u. a. 2004,
S. 9–45, bes. S. 23 f.
2 Schreiner, Theologische Symbolik (zit. Anm. 1), S. 27; Kerstin Carlvant: De verluchte
boeken van de gegoede stand in 13d-eeuws Brugge. In: Vlaamse kunst op perkament.
Handschriften en miniaturen te Brugge van de 12de tot de 16de eeuw. Ausstellungskata-
log, Brügge, Gruuthusemuseum, 18.7.–18.10.1981, S. 141–158, bes. S. 144.
3 Auf den Text bezogene Ausstattungen seltener für diesen Benutzerkreis; Überblick zur
Textillustration in Psaltern bei Anton von Euw: Psalter. In: Anton von Euw / Joachim M.
Plotzek (Hg.): Die Handschriften der Sammlung Ludwig. Bd. 1, Köln 1979, S. 303–307,
bes. S. 304 f. und Rainer Kahsnitz: Der Werdener Psalter in Berlin Ms. theol. lat. fol. 358.
Eine Untersuchung zu Problemen mittelalterlicher Psalterillustration. Düsseldorf 1979
(Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland 24), S. 142.
4 Jürgen Wolf: Psalter und Gebetbuch am Hof: Bindeglieder zwischen klerikal-literater
und laikal-mündlicher Welt. In: Mark Chinca / Christopher Young (Hg.): Orality and
Literacy in the Middle Ages. Essays on a Conjunction and Its Consequences in Honour
of D. H. Green. Turnhout 2005, S. 139–179, bes. S. 141; Karl-Georg Pfändtner: Die
Überlieferung und der Gebrauch des Psalters im christlichen Abendland. In: Gemalt mit
lebendiger Farbe. Illuminierte Prachtpsalterien der Bayerischen Staatsbibliothek vom 11.
bis zum 16. Jahrhundert. Ausstellungskatalog, München, Bayerische Staatsbibliothek,
23.3.–26.6.2011, S. 9–24, bes. S. 9; Felix Heinzer: „Wondrous Machine“. Rollen und
Funktionen des Psalters in der mittelalterlichen Kultur. In: Jochen Bepler / Christian
Heitzmann (Hg.): Der Albani-Psalter. Stand und Perspektiven der Forschung. Hildes-
heim u. a. 2013, S. 15–31, bes. S. 25.
Europäische Bild- und Buchkultur im 13. Jahrhundert
- Title
- Europäische Bild- und Buchkultur im 13. Jahrhundert
- Author
- Christine Beier
- Editor
- Michaela Schuller-Juckes
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21193-8
- Size
- 18.5 x 27.8 cm
- Pages
- 290
- Categories
- Geschichte Chroniken