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2 Nachhaltiges Wirtschaften & Unternehmensmanagement
Eine wesentliche Aufgabe von Unternehmensethik ist, die Urteilsfähigkeit von Ent-
scheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern zu stärken, damit sie die Fähigkeit
aufbauen, sich eine fundierte Meinung über eine Situation zu bilden und deren
ethische Dimension zu erkennen. Nur dann ist es möglich, vermeintlichen Sachzwängen
zu entkommen, die vorhandenen Handlungsmöglichkeiten zu erkennen und kreativ zu
nutzen. Wesentlich ist daher die Fähigkeit, die derzeitigen Spielregeln zu reflektieren
und sich immer wieder die Kernfrage der Unternehmensethik zu stellen: Wie wollen
wir im Wirtschaftsleben miteinander umgehen (Clausen 2009)?
2.2.7 Nächste Schritte: Suffizienz, Social Entrepreneurship
Viele Unternehmen verfolgen einen complianceorientierten Ansatz zur unternehme-
rischen Verantwortung und beschränken sich darauf, Gesetze und Branchenstandards
einzuhalten sowie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fair zu behandeln. Sie fo-
kussieren sich daher primär auf Risikomanagement, indem sie auf ihr Image und das
Medienecho achten und die Interessen der lautesten Stakeholder befriedigen. Manche
Unternehmen gehen weiter und sehen ihre gesellschaftliche Verantwortung darin,
zu einem drängenden gesellschaftlichen Problem einen Lösungsbeitrag zu leisten.
So wählen manche Suffizienz als Unternehmensstrategie. Indem sie etablierte Produk-
tions- und Konsummuster hinterfragen, leisten sie einen Beitrag zu den Zielen der
Agenda 2030, insbesondere zu SDG 12 für nachhaltige Konsum- und Produktions-
muster. Konkrete Beispiele für die Umsetzung von Suffizienzstrategien sind z.B.: den
Schwerpunkt auf einfache und langlebige Produkte zu legen; Entschleunigung zu
unterstützen, indem z.B. Telefondienstleister Kundinnen und Kunden einen Rabatt
anbieten, wenn sie nicht jährlich das Mobiltelefon wechseln; eine Entkommerziali-
sierung z.B. durch Bildungsangebote, die Fähigkeiten vermitteln, Leistungen selbst er-
bringen zu können; oder eine konsequente Orientierung an regionalen Zulieferbetrieben,
um Transportwege zu reduzieren (Baumast 2013). Als Beispiel für die Umsetzung
einer Suffizienzstrategie kann auch die ‚Common Threads Initiative‘ des Outdoor-
bekleidungsherstellers Patagonia (2011a) dienen: Durch Anzeigen rief Patagonia
(2011b) dazu auf, eine Jacke nicht zu kaufen, außer man brauche sie wirklich. Pata-
gonia lud damit ein, sich an den Prinzipien Reduzieren, Reparieren, Weiterverwen-
den, Recyclen und Umdenken zu orientieren (zum Beitrag der Konsumentinnen
und Konsumenten zu Suffizienz siehe Beitrag 2.3).
Noch weiter gehen Social Entrepreneurs, die gesellschaftliche Interessen als wesent-
liche Grundlage ihrer Unternehmensstrategie sehen. Bei der Gestaltung ihrer Ge-
schäftstätigkeit orientieren sie sich daher an fundamental anderen Fragen: Fördert
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Title
- Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Authors
- Erwin Schmid
- Tobias Pröll
- Publisher
- Springer Spektrum
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60435-9
- Size
- 17.3 x 24.6 cm
- Pages
- 288
- Keywords
- Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima