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3 Umwelt in Gesellschaft, Politik & Recht
Die Suffizienzstrategie fokussiert nicht auf technische Innovationen, sondern auf
eine Veränderung von Lebensstilen, Verhaltensweisen und Konsummustern (d.h.
beispielsweise, verstärkter Einsatz CO2-armer Mobilitätsformen – zu Fuß gehen,
Rad fahren, Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel; das „richtige Maß“ an Reisen,
Auto fahren etc.).
Die meisten EU-Länder verfolgen in Bezug auf Mobilität v.a. langfristig eine Kon-
sistenzstrategie und greifen kurzfristig auf Effizienzstrategien zurück. Bis zu einer
„flächendeckenden Elektrifizierung“ im Bereich der Mobilität hat Österreich allerdings
noch einen weiten Weg vor sich. Im Jahr 2018 wurden von ca. 5 Mio. Personen-
kraftwagen (Pkw) erst rund 21.000 (0,4%) elektrisch betrieben. Einen ersten Schritt zur
Förderung der Elektromobilität setzte die österreichische Bundesregierung im Jahr 2016
mit einem Aktionspaket, in welchem folgende Maßnahmen vorgesehen wurden: Beim
Kauf eines Elektro- oder Brennstoffzellenfahrzeugs können Privatpersonen eine einma-
lige Förderung in Anspruch nehmen, und private sowie öffentlich zugängliche Lade-
infrastrukturen werden unterstützt. Zudem entfällt beim Ankauf solcher Fahrzeuge
die Normverbrauchsabgabe (NoVA) und die motorbezogene Versicherungssteuer.
Österreich setzt damit im Wesentlichen auf Kaufanreize bei der Beschaffung, Steuerer-
leichterungen und auch auf Umweltinformationen (z.B. Informationsinitiative Klima-
aktiv über die Vorteile der Elektromobilität, vgl. BMNT 2017), nicht aber auf ande-
re monetäre Anreize (z.B. eine kilometerabhängige Maut für alle Pkw) oder Ge- und
Verbote (z.B. Umweltzonen bzw. Zugangsbeschränkungen für fossil betriebene Pkw).
Aus politikwissenschaftlicher Sicht lassen sich die oben beschriebenen Policies daher den
marktwirtschaftlichen und persuasiven Instrumenten zuordnen (siehe Tabelle 3.2.1).
Regulative Politikinstrumente spielen in Österreich derzeit eine untergeordnete Rolle.
Im Vergleich dazu hat Norwegen in Europa die weitaus höchsten Anteile elektrisch
betriebener Fahrzeuge im Bestand und bei Neuzulassungen. Dies wurde mit einem
umfassenden und langfristigen Plan – dem National Transport Plan 2018–2029
(Norwegian Ministry of Transport and Communications 2017) – erreicht (siehe
Fallbeispiel 3.2.1).
Fallbeispiel 3.2.1: Mobilitätswende in Norwegen
Die Mobilitätswende in Norwegen basiert auf einem Instrumentenmix, der von staatlichen Investitio-
nen in nachhaltigere Mobilitätsinfrastrukturen über Maßnahmen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr
für Kinder und Jugendliche bis hin zur Förderung der Gesundheit reicht. Im Mittelpunkt stehen neben
mit fixem Ablaufdatum versehenen Fördermaßnahmen (z.B. Steuerbefreiungen) und Erleichterungen
für Elektrofahrzeuge (z.B. Zugang zu Busspuren) insbesondere auch regulative Instrumente (z.B. das
Verbot der Neuzulassung fossil betriebener Pkw ab 2025).
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Title
- Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Authors
- Erwin Schmid
- Tobias Pröll
- Publisher
- Springer Spektrum
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60435-9
- Size
- 17.3 x 24.6 cm
- Pages
- 288
- Keywords
- Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima