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5 Umweltrelevante Systeme & Technologien
an den meisten Additiven ist, dass sie durch ihre geringe Masse das Material mit der
Zeit unkontrolliert verlassen und sich aufgrund ihrer Eigenschaften im menschlichen
Organismus anreichern können (Thompson et al. 2009). Bei einigen Substanzen wird
vermutet, dass sie hormonelle Wirkungen besitzen und für Mensch und Umwelt
gesundheitsschädlich sein können. Ein viel diskutiertes Thema waren z.B. Phthalat-
Weichmacher im Polyvinylchlorid (PVC) (Fankhauser-Noti und Grob 2006), das
besonders in weichem Plastikkinderspielzeug vorkam. Umweltrelevante Additive
können v.a. auch während eines unkontrollierten Zerfalls von Kunststoffabfällen in
der Umwelt freigesetzt werden.
5.3.4 Maßnahmen- und Behandlungsprioritäten
in der Abfallwirtschaft
5.3.4.1 Abfallvermeidung (1. Ebene)
Abfallvermeidung stellt die oberste Maßnahmenpriorität in der Abfallwirtschaft dar.
Sie lässt sich wie folgt unterteilen:
qualitative Abfallvermeidung,
quantitative Abfallvermeidung,
Wiederverwendung („Re-use“),
Verminderung der schädlichen Auswirkungen von Abfall auf Umwelt und Ge-
sundheit,
Mehrwegsysteme (Gebinde und Transportverpackungen).
Unter qualitativer Abfallvermeidung versteht man die Vermeidung oder den Ersatz
(Substitution) gefährlicher Materialien oder Zusatzstoffe (z.B. Additive in Kunststoffen).
Hier ist v.a. das Produkt-/Materialdesign (Öko-Design) gefragt, wodurch ein Produkt
z.B. besser repariert bzw. die Produktnutzungsdauer (Lebensdauer) verlängert werden
kann, was auch zur quantitativen Abfallvermeidung beiträgt. Oder ein Material/Pro-
dukt, das zu Abfall wurde (dessen man sich entledigt hat), hätte zuvor verbrannt werden
müssen (um z.B. organische Schadstoffe zu zerstören) und kann nun, durch ver-
bessertes Design, wieder recycelt werden. Hierunter fällt auch die Verminderung der
schädlichen Auswirkungen von Abfall auf Umwelt und Gesundheit.
Quantitative Abfallvermeidung bedeutet, dass ein bestimmtes Material/Produkt in gerin-
geren Mengen als Abfall anfällt. Beispielsweise kann die Einsparung von Kunststoffver-
packungen im Lebensmittelbereich das Abfallaufkommen reduzieren. Wird stattdessen
aber Karton eingesetzt, steigt das Abfallaufkommen in einem anderen Abfallstrom.
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Title
- Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Authors
- Erwin Schmid
- Tobias Pröll
- Publisher
- Springer Spektrum
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60435-9
- Size
- 17.3 x 24.6 cm
- Pages
- 288
- Keywords
- Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima