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5 Umweltrelevante Systeme & Technologien
5.3.4.4 Sonstige Verwertung (4. Ebene)
Die vierte Ebene der Maßnahmenhierarchie wird als sonstige Verwertung bezeichnet
und unterscheidet zwischen stofflicher und allgemeiner Verwertung. Stoffliche Ver-
wertung meint z.B. die Verfüllung, Rekultivierung und Verwendung von Abfall als
Porosierungsmittel in der Ziegelherstellung. Die Materialien können sehr heterogen
sein und müssen keine besonderen Eigenschaften aufweisen. Auch die rohstoffliche
Verwertung von Kunststoffabfällen fällt in diese Ebene. Dabei werden die Polymer-
ketten durch das Einwirken von Wärme zu Monomeren gespalten, die als petro-
chemische Grundstoffe und zur Herstellung neuer Kunststoffe eingesetzt werden kön-
nen. Bei der rohstofflichen Verwertung können stark verunreinigte und sehr hetero-
gene Altkunststoffe (Mischungen aus Abfällen unterschiedlicher Kunststoffarten wie
auch Verbundmaterialien) wieder einer höherwertigen stofflichen Verwertung zugeführt
werden. Beispiele für rohstoffliche Verwertungsverfahren sind Vergasung, Cracking,
Hydrierung oder auch der Einsatz von Kunststoffen als Reduktionsmittel in Hoch-
ofenprozessen.
Eine weitere Art der sonstigen Verwertung ist die thermische oder energetische Ver-
wertung. Darunter versteht man die Verwendung von Abfällen als Ersatzbrennstoffe
zur Energiegewinnung. Einerseits kann der Kunststoffanteil im gemischten Siedlungs-
abfall (Restmüll) energetisch in Abfallverbrennungsanlagen genutzt, andererseits sor-
tierte und aufbereitete Kunststofffraktionen auch gezielt als Ersatzbrennstoff in der
Industrie (z.B. in Zementwerken) eingesetzt werden.
5.3.4.5 Beseitigung (5. Ebene)
Die fünfte Ebene der Abfallhierarchie ist die Beseitigung. Diese umfasst die Verbren-
nung von Abfällen ohne entsprechende Energienutzung (z.B. als thermische Abfallvor-
behandlung vor einer Deponierung), die Vorbehandlung in mechanisch-biologischen
Abfallbehandlungsanlagen (MBA) sowie die Deponierung. In Österreich ist die direkte
Deponierung von Kunststoffen seit 2004 de facto verboten (DVO 1996 bzw. 2008).
Abfälle müssen gewisse Grenzwerte einhalten, damit sie auf bestimmten Deponietypen
abgelagert werden dürfen; z.B. einen TOC-Gehalt (Total Organic Carbon = gesamter
organischer Kohlenstoffgehalt) von < 5% in der Trockenmasse des Abfalls bzw. bei
gewissen Deponietypen auch einen bestimmten Brennwert (< 6.600 kJ/kg Trocken-
masse). Diese Grenzwerte können bei Kunststoffabfällen nicht eingehalten werden.
Kunststoffabfälle werden daher in Österreich entweder thermisch behandelt oder ge-
trennt erfasst (getrennt gesammelt, z.B. gelber Sack, Hohlkörpersammlung; aus ge-
mischten Siedlungsabfällen aussortiert) und anschließend einer stofflichen Verwer-
tung (3. Ebene) zugeführt.
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Title
- Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Authors
- Erwin Schmid
- Tobias Pröll
- Publisher
- Springer Spektrum
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60435-9
- Size
- 17.3 x 24.6 cm
- Pages
- 288
- Keywords
- Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima