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Umweltrelevante Systeme & Technologien 5
Kunststoffabfälle und -verpackungen, die nicht getrennt erfasst werden, verbleiben
im Restmüll (gemischte Siedlungsabfälle). Dieser wird in Österreich vorwiegend in
Müllverbrennungsanlagen behandelt, die meist über einen entsprechenden energeti-
schen Nutzungsgrad verfügen (4. Ebene). Geschieht die thermische Behandlung ohne
entsprechende Ausnutzung der Energie, ist diese Maßnahme der 5. Ebene zuzuordnen.
Gelangt der Restmüll in eine MBA-Anlage, wird ein Großteil des Kunststoffes im
ersten Schritt mechanisch aussortiert (z.B. abgesiebt) und kommt als heizwertreiche
Fraktion meist in die industrielle Mitverbrennung (dies stellt dort eine Substitution
von Primärenergieträgern dar (4. Ebene)). Auch biologisch abbaubare Kunststoffab-
fälle im Restmüll werden in Österreich entweder thermisch behandelt oder in einer
MBA-Anlage – sofern diese nicht im mechanischen Schritt mit der heizwertreichen
Fraktion abgetrennt werden – voraussichtlich größtenteils im zweiten Schritt der MBA,
der biologischen Behandlung (d.s. technisch forcierte Abbauprozesse durch Mikro-
organismen) abgebaut.
Zuletzt werden die Rückstände aus diesen Behandlungsverfahren (Verbrennungs-
rückstände wie Aschen und Schlacken oder das stabilisierte Outputmaterial aus einer
MBA, das noch Reste an Kunststoffen enthalten kann) möglichst reaktionsarm auf
Deponien abgelagert.
2018 wurden in Österreich nur 1% der Kunststoffabfälle deponiert (v.a. Rückstände
aus der Abfallvorbehandlung wie MBA), 26% recycelt und 73% verbrannt (40% davon
energetisch verwertet) (Van Eygen et al. 2018). Welche Art der Verwertung und Be-
handlung von spezifischen Kunststoffabfällen ökologisch sinnvoll ist, hängt von unter-
schiedlichen Rahmenbedingungen ab und wird zunehmend mithilfe der Methode der
Ökobilanzierung (Life-Cycle-Assessment) umfassend untersucht und bewertet.
5.3.5 Makro- und Mikrokunststoffe in der Umwelt –
ein abfallwirtschaftliches Problem?
Schätzungen zufolge werden weltweit 32% der produzierten und in Verkehr gesetzten
Kunststoffverpackungen nicht in abfallwirtschaftlichen Systemen erfasst und gelangen
unkontrolliert in die Umwelt (Böden, Oberflächengewässer etc.) (Ellen MacArthur
Foundation und McKinsey & Company 2016). Zudem schätzt die EU, dass welt-
weit jedes Jahr etwa 5 bis 13 Mio. t Kunststoffe in die Weltmeere eingetragen werden,
das sind 1,5 bis 4 % der weltweiten Kunststoffproduktion (EU COM 2018b). Diese
sind für die Kreislaufwirtschaft verloren und gefährden globale Ökosysteme. Konven-
tionelle Kunststoffe weisen nur eine sehr geringe Zersetzungsrate auf und werden
daher in der Umwelt angereichert. Die offensichtlichsten Anzeichen der globalen
Umweltverschmutzung durch Kunststoffe sind große ozeanische „Müllinseln“. Diese
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Title
- Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Authors
- Erwin Schmid
- Tobias Pröll
- Publisher
- Springer Spektrum
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60435-9
- Size
- 17.3 x 24.6 cm
- Pages
- 288
- Keywords
- Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima