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Umweltrelevante Systeme & Technologien 5
2005). Gleichzeitig wurden viele dieser Entwicklungen durch die Massenverfügbarkeit
des Pkw, geringere Transportkosten und verbesserte Infrastrukturnetze ermöglicht oder
verstärkt, sodass hier starke Wechselwirkungen bestehen (siehe Fallbeispiel 5.4.1).
Fallbeispiel 5.4.1: Treiber des Verkehrswachstums – Wechselwirkung zwischen
Verkehrs- und Siedlungsentwicklung
Die Zunahme des motorisierten Personenverkehrs ist eng an die Siedlungsentwicklung gekoppelt.
Diese ist spätestens seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark durch Ein- und Zweifamilien-
häuser geprägt, in denen die Wünsche moderner Gesellschaften nach großflächigem Wohnraum,
eigenem Garten, ruhiger Wohnlage und nach Rückzugsmöglichkeit von der (teils selbst verursachten)
Hektik des städtischen Lebens verwirklicht werden können (Kurath 2006). Gleichzeitig soll aber eine
möglichst gute Erreichbarkeit der Arbeitsstätte sowie von Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen
sichergestellt werden. So sind Einfamilienhaussiedlungen für ihre Bewohnerinnen und Bewohner
Ausgangspunkt für vielfältige Aktivitäten. Jedoch werden diese gerade aufgrund der massenhaften
Verfügbarkeit von privaten Pkw auch weit entfernt ausgeübt bzw. es werden größere Distanzen in
Kauf genommen.
Diese Entwicklung wurde durch gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen wie steigende
Konsumbedürfnisse, zunehmende Anzahl an Ein- bis Zweipersonenhaushalten, niedrige Benzinpreise,
stärkere Arbeitsteilung und steigende Wohnkosten in Innenstädten sowie gleichzeitige steuerliche
und raum- bzw. stadtplanerische Maßnahmen forciert (Hesse 1996). So wurde günstiger Baugrund
v.a. in stadtnahen Randlagen auch zur Erzielung von Steuereinnahmen ausgewiesen und die Auto-
nutzung z.B. durch Pendlerpauschalen und frei zur Verfügung gestellten Parkraum finanziell be-
günstigt. Noch zwischen 2010 und 2017 war ca. ein Drittel der neubewilligten Wohngebäude in
Österreich Ein- bis Zweifamilienhäuser (Statistik Austria 2018b). Durch Bevölkerungswachstum, zu-
nehmende Urbanisierung und höhere Ansprüche an die Qualität und Quantität von Wohnraum steigt
zudem auch die Nachfrage nach Wohnraum in Städten und Stadt-Umland-Gemeinden (Umweltbundes-
amt 2016). Es ist daher davon auszugehen, dass das Einfamilienhaus auch in Zukunft eine beliebte
Wohnform und für viele die Erfüllung eines Traums bleibt.
Eine Versorgung dieser Siedlungen mit öffentlichem Verkehr ist wegen der geringen Bevölkerungs-
dichte kostspielig, und Rad- und Fußverkehr sind meist aufgrund der großen Distanzen zu Versor-
gungseinrichtungen, der fehlenden sicheren Infrastrukturen und der eintönigen Umgebung wenig
attraktiv (Schiller und Kenworthy 2018). Infolgedessen weisen Einfamilienhaussiedlungen eine sehr
hohe Pkw-Abhängigkeit auf. Beispielsweise wird in den dicht besiedelten Innenstadtgebieten Wiens
mehr als ein Drittel der Wege zu Fuß zurückgelegt, während der Fußwegeanteil in Einfamilienhaus-
gebieten in städtischen Randlagen nur noch 21% beträgt (Heller und Schreiner 2015). Auch die
motorisierte Verkehrsleistung pro Aktivität von Einwohnerinnen und Einwohnern in peripheren Lagen
ist ca. 2–3 Mal so hoch wie jene von Einwohnerinnen und Einwohnern in verdichteten Kernbezirken
(Tappeiner et al. 2002).
Der Anteil des mit öffentlichen oder nichtmotorisierten Verkehrsmitteln zurückge-
legten Verkehrs an den Verkehrsleistungen Österreichs lag im Jahr 2014 bei etwa 29%
(Umweltbundesamt 2016). Hierbei sind allerdings starke räumliche Unterschiede
zu verzeichnen: So ist beispielsweise der Anteil der mit öffentlichen Verkehrsmitteln
oder zu Fuß zurückgelegten werktäglichen Wege der Wienerinnen und Wiener mit
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Title
- Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Authors
- Erwin Schmid
- Tobias Pröll
- Publisher
- Springer Spektrum
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60435-9
- Size
- 17.3 x 24.6 cm
- Pages
- 288
- Keywords
- Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima