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Umweltrelevante Systeme & Technologien 5
Fallbeispiel 5.4.2: Beispiele für negative Auswirkungen des Verkehrswachstums
auf Umwelt und Gesellschaft
Der globale Energieverbrauch im Verkehr hat sich von Anfang der 1970er-Jahre bis 2016 mehr als
verdoppelt, wobei der Straßenverkehr allein knapp die Hälfte des weltweiten Ölkonsums verursacht
(IEA 2018).
Mit anteilig 29% ist der Verkehrssektor – nach Energie und Industrie – Österreichs zweitgrößter
Verursacher von Treibhausgasemissionen (THG). Während in den anderen Sektoren Minderungen
oder nur geringe Anstiege erreicht werden konnten, nahmen die vom Verkehr innerhalb Österreichs
verursachten THG-Emissionen zwischen 1990 und 2017 um 74% zu (Umweltbundesamt s.a.). So
gefährdet v.a. die Entwicklung im Verkehrssektor die Erreichung internationaler Klimaziele wie die
des Pariser Klimaabkommens. Auch die derzeit in der Verkehrspolitik vorgesehenen Maßnahmen
werden nicht dazu führen, dass die THG-Ziele des österreichischen Klimaschutzgesetzes für den
Verkehr erreicht werden (Heinfellner et al. 2019).
Im Jahr 2016 starben weltweit 1,35 Mio. Menschen an den Folgen von Verkehrsunfällen (WHO 2018).
Im Jahr 2013 waren ca. 30% der in Europa im Verkehr getöteten Menschen Fußgängerinnen und
Fußgänger sowie Radfahrerinnen und Radfahrer. Dieser Anteil hat jedoch aufgrund des gestiegenen
Pkw-Besitzes und der sich daraus ergebenen Abhängigkeit vom Pkw seit den 1960er-Jahren stark
abgenommen (WHO 2017).
Obwohl der Ausstoß zahlreicher verkehrsbedingter Luftschadstoffe reduziert wurde, werden in vielen
Städten Europas weiterhin regelmäßig gesundheitsschützende Grenzwerte für die Luftqualität über-
schritten (EEA 2018). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass bei Erwachsenen jähr-
lich ca. 500.000 vorzeitige Todesfälle auf Schadstoffemissionen zurückzuführen sind, zu denen der
Verkehr maßgeblich beiträgt (WHO 2017).
Um diese negativen Entwicklungen zu stoppen, braucht es eine Vision für ein "nach-
haltiges Verkehrssystem", welches die Bedürfnisse aller Menschen in der Gesellschaft
befriedigt, Personen und Güter zur Ausübung sozialer und wirtschaftlicher Aktivi-
täten befördert, und gleichzeitig die Umwelt nicht oder wenig belastet. Während
über die generellen Elemente eines solchen nachhaltigen Verkehrssystems Einigkeit
herrscht, gibt es bis dato keine allgemein akzeptierte Konzeptualisierung (Gud-
mundsson et al. 2016). Verkehr war zunächst in allgemeinen Texten und Erklärungen
für nachhaltige Entwicklung eingeschlossen, z.B. in der Rio-Erklärung über Umwelt
und Entwicklung (UN 1992). Erst Mitte der 1990er-Jahre wurden grundlegende
Definitionen für ökologisch nachhaltigen Verkehr entwickelt, z.B. im EST-Projekt der
OECD (1996). Diese Teildefinitionen wurden später um soziale und ökonomische
Aspekte erweitert und als "Vancouver Principles of Sustainable Transportation"
(OECD 1997) veröffentlicht. Eine weitverbreitete Definition stammt vom kanadi-
schen Centre for Sustainable Transportation (CST 1997, zitiert in Gudmundsson et
al. 2016), die auch von den Verkehrsministerinnen und Verkehrsministern der EU
(EU COM 2001, S. 15f.) weitgehend übernommen wurde. Letztere statuiert ein nach-
haltiges Verkehrssystem als eines, das
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Title
- Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Authors
- Erwin Schmid
- Tobias Pröll
- Publisher
- Springer Spektrum
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60435-9
- Size
- 17.3 x 24.6 cm
- Pages
- 288
- Keywords
- Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima