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Umweltinformationssysteme & -management 6
Für die Aufgaben (1) und (2) werden üblicherweise Objektmerkmale wie Größe, Ge-
stalt oder Form, aber auch Farbgebung und Feinstruktur herangezogen. Hilfreich ist
dabei auch ein eventuell vorhandener Schattenwurf. Er erleichtert die Abschätzung
von Höhen aus dem Schlagschatten einzeln stehender Objekte wie Bäume. Die Deu-
tung von räumlichen Mustern oder Nachbarschaftsbeziehungen (z.B. Siedlungs-
muster, Muster landwirtschaftlicher Kulturen) erfordert detaillierte Kenntnisse in der
jeweiligen Fachrichtung.
Automatisierte Auswerteverfahren zielen hingegen darauf ab, relevante Informationen
automatisiert abzuleiten. Bei der digitalen Klassifikation werden den Objekten im
Bild anhand ihrer Eigenschaften Kategorien zugeordnet, ähnlich wie bei der Bild-
interpretation. Allerdings erfolgt die Zuweisung mithilfe von Algorithmen, die in
Softwarepaketen umgesetzt oder selbst programmiert wurden.
Neben der Erstellung von Landbedeckungskarten beschäftigt sich die Fernerkundung
auch mit der Untersuchung von Veränderungen auf der Erdoberfläche. Durch den
Vergleich von Landbedeckungskarten zu verschiedenen Zeitpunkten kann beispiels-
weise das Schmelzen von Gletschern oder Eismassen dokumentiert werden (siehe
Beispiel Zillertaler Alpen in Abbildung 6.2.7). Fernerkundungsmethoden erlauben
es auch, physikalische Parameter und deren Veränderung zu erfassen. So kann der
Anstieg von Temperaturen oder die Erwärmung der Meere quantifiziert werden.
Die Untersuchung von Zeitreihen, also die Beobachtung einer Größe in regelmäßigen
Abständen (z.B. wöchentlich) über mehrere Jahre, erlaubt die Erfassung von Verän-
derungen zwischen einzelnen Jahren und auch die Ableitung von langfristigen Trends.
Ein Fallbeispiel ist die Beobachtung des Eintrittszeitpunkts des Blattwachstums im
Frühjahr. Dies wird in Abbildung 6.2.8 am Beispiel von Österreich dargestellt. Tradi-
tionell wird der Beginn des Frühjahrs durch sogenannte Zeigerpflanzen (z.B. Blüte der
Hasel) von freiwilligen Beobachterinnen und Beobachtern erfasst (vgl. ZAMG 2013).
Solche Beobachtungen sind sehr aufwendig und werden nur an einzelnen Standorten
für bestimmte Wildpflanzen oder landwirtschaftliche Kulturpflanzen durchgeführt.
Die Fernerkundung gestattet eine flächendeckende Abschätzung solcher Zeitpunkte
und veranschaulicht somit die räumliche Verteilung dieser Größen. In Abbildung 6.2.8
wird gezeigt, dass der Eintritt des Blattwachstums sich zwischen 2002 und 2017
tendenziell in Richtung eines früheren Zeitpunkts verschoben hat. Dies ist ein signi-
fikanter Hinweis auf den Klimawandel.
Der Beitrag der Fernerkundung zur Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele
der Agenda 2030 (SDGs) ist darin zu sehen, dass sie den derzeitigen Zustand und
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Title
- Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Authors
- Erwin Schmid
- Tobias Pröll
- Publisher
- Springer Spektrum
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60435-9
- Size
- 17.3 x 24.6 cm
- Pages
- 288
- Keywords
- Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima