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Aus der Broschüre ‹Blocking the Chain›: webshop.inkota.de/node/1551
KONSOLIDIERUNG
TOP-8-UNTERNEHMEN
TOP-4-UNTERNEHMEN
IM LANDMASCHINENBEREICH
VON DROHNEN BIS ZU GENSCHEREN: WIE SICH
DIE HARD- UND SOFTWARE
IN DER LANDWIRTSCHAFT ÄNDERT
Ein zentraler Bereich der Digitalisierung in der
Landwirtschaft ist die ‹Hardware›: autonom fah-
rende Traktoren, Sensoren an Landmaschinen, die
relevante Informationen über Pflanzengesundheit,
Böden und Wasserqualität sammeln, Melkroboter
und mithilfe künstlicher Intelligenz programmierte
Drohnen. Letztere können tief über Felder fliegen,
dabei unerwünschte Wildpflanzen ausfindig machen
und direkt besprühen, wodurch Treibstoff einge-
spart und die Menge ausgebrachter Agrargifte redu-
ziert werden soll. Doch laut der Innovationsinitiative
Landwirtschaft 4.0 des Leibniz-Forschungsverbunds
‹Nachhaltige Lebensmittelproduktion & gesunde Er-
nährung›, die auch vom Wissenschaftlichen Dienst
des Bundestags zur Beurteilung der aktuellen Daten-
lage herangezogen wird, fehlen bisher grundlegende
wissenschaftliche Erkenntnisse, die belegen, dass
die Digitalisierung in der Landwirtschaft tatsächlich
‹zu einer Realisierung einer transparenten, nach-
haltigen, umwelt-, tier- und verbrauchergerechten
Produktion von Nahrungsmitteln und biobasierten
Rohstoffen› führen kann.3 Neben der genannten
‹Hardware› sind die Entschlüsselung, Rekonstruktion
und Veränderung der DNA
von Pflanzen und Nutztie-
ren – die ‹Software› – ein
wichtiges Themenfeld bei
der Digitalisierung in der
Landwirtschaft. Durch die
Digitalisierung etwa von
Genomen, die in interna-
tionalen Saatgutbanken
eingelagert sind, können
heute genetische Infor-
mationen verfügbar gemacht werden, ohne dabei
Saatgut physisch auszutauschen. Diese Entwick-
lung ist die Grundlage für die Nutzung sogenannter
DNA-Synthesizer: Die vergleichsweise kostengüns-
tigen Geräte können digitalisierte Gensequenzen
rekonstruieren, die aus einer Onlinedatenbank her-
untergeladen wurden. Diese rekonstruierten Gense-
quenzen können anschließend in eine Pflanze oder
ein Tier eingesetzt werden. Dabei können sich Bio-
log*innen beispielsweise neuer Gentechnikverfah-
ren wie etwa der ‹Genschere› CRISPR/Cas bedienen.
Auch wenn neue Gentechnikverfahren in der Euro-
päischen Union laut dem Urteil des Europäischen Ge- richtshofs im Sommer 2018 ebenso wie die klassische
Gentechnik reguliert werden müssen, bergen diese
Entwicklungen weltweit enorme Risiken für die Um-
welt und Landwirtschaft.4
DIE DIGITALISIERUNG
VERSTÄRKT MARKTMACHT
Die Digitalisierung wird voraussichtlich eine nie da
gewesene Integration und Kooperation entlang der
gesamten Agrarlieferkette vorantreiben. Im digitalen
Zeitalter haben jene Konzerne die größte Macht, die
über die meisten Informationen verfügen. Je mehr Da-
ten in die digitalen Farmmanagementsysteme einge-
speist werden, desto treffsicherer werden die Algorith-
men. Um an möglichst viele Daten über den Anbau und
äußere Faktoren wie das Wetter zu gelangen, sind die
‹klassischen› Akteure im Agribusiness – das heißt Saat-
gut-, Pestizid-, Düngemittel- und Landmaschinen-
hersteller – gezwungen, miteinander sowie mit Soft-
warefirmen zu kooperieren oder andere Unternehmen
zu übernehmen. Aktuell wird dieses Wettrennen
von den Landmaschinenunternehmen angeführt: So
///<quote>
Die Digitalisierung
wird voraus sichtlich
eine nie da ge-
wesene Integration
und Kooperation
entlang der Agrar-
lieferkette
vorantreiben.
///</quote> Marktkonzentrationstrends
1994-2014
40,9 %
28,1 % 44,7 %
32,8 % 61,4 %
50,1 % 63,3 %
53,7 %
1994 2000 2009 2014
WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
Digitalisierung nachhaltig gestalten
- Title
- WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
- Subtitle
- Digitalisierung nachhaltig gestalten
- Author
- Anja Höfner
- Editor
- Vivian Frick
- Publisher
- oekom verlag
- Location
- München
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-96238-149-3
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 152
- Keywords
- Digitalisierung, Entwicklungszusammenarbeit, Politik, Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeitskommunikation
- Categories
- Informatik
- Technik