Page - 85 - in WAS BITS UND BÄUME VERBINDET - Digitalisierung nachhaltig gestalten
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Die Ursachen
von Hunger und
Armut sind
überaus komplex.
Die Digitalisierung
der Landwirtschaft
soll nun eine
technische Lösung
für diese
vielschichtigen
Probleme bieten.
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koordinierter Digitalrat soll die Regierungen und an-
dere relevante Akteure beraten, den Austausch von
Ideen und Erfahrungen vorantreiben und damit helfen,
die Chancen der Digitalisierung für alle besser nutzbar
zu machen.11
Wenn die landwirtschaftlichen Daten nur über we-
nige Plattformen verwaltet werden, muss sicherge-
stellt werden, dass die Daten sowie die Plattformen
nicht von einer Handvoll Großkonzerne, sondern de-
mokratisch kontrolliert werden. Bei dieser Frage soll-
ten Landwirt*innen genauso wie Vertreter*innen aus
der Zivilgesellschaft mitdiskutieren und entscheiden.
Auch bei der Entwicklung von neuen Technologien
sollten nicht nur die Interessen industrieller Betriebe,
sondern besonders die Bedürfnisse kleinbäuerlicher
Erzeuger*innen sowie deren finanzielle Möglichkei-
ten beachtet werden. Hierbei ist es ebenso wichtig ab-
zuschätzen, welche Effekte auf gesamte Gesellschaf-
ten zu erwarten sind. Im Sinne des Vorsorgeprinzips
sollten neue Technologien erst dann großflächig
angewandt werden, wenn negative Effekte für Men-
schen und Umwelt auf Basis unabhängiger wissen-
schaftlicher Studien ausgeschlossen werden können.
Auch hier wird der Vorschlag der Agrarminister*in-
nen-Konferenz begrüßt, unter dem Dach der FAO eine
Technikfolgenabschätzung zu den Chancen und Ri-
siken der Digitalisierung für die Landwirtschaft und
ländliche Regionen zu erarbeiten.
Die Ursachen von Hunger und Armut sowie von öko-
logischen Krisen sind überaus komplex. Oft hängen sie mit der Diskriminierung
von marginalisierten Bevöl-
kerungsgruppen, der Krimi-
nalisierung von Aktivist*in-
nen oder dem ungerechten
Zugang zu und der Kontrolle
über (natürliche) Ressourcen –
kurz: mit ungleichen Macht-
verhältnissen – zusammen.
Die Digitalisierung der Land-
wirtschaft soll nun eine tech-
nische Lösung für diese viel-
schichtigen Probleme bieten.
Ähnlich wie das Hungerprob-
lem keineswegs mit Gentechnik gelöst werden konnte
und die Ertragssteigerungen enorme Umweltschäden
verursacht haben, wird auch das neue Megaprojekt der
Digitalisierung scheitern, wenn gegenwärtige Ent-
wicklungen und strukturelle Rahmenbedingungen
fortgeschrieben werden. Zeit für ein Umdenken.
Hinweis: Dieser Beitrag basiert auf der 2018 von Pat Mooney
verfassten und vom INKOTA-netzwerk, der ETC Group,
GLOCON und der Rosa-Luxemburg-Stiftung herausge-
gebenen Studie ‹Blocking the chain – Konzernmacht und
Big-Data-Plattformen im globalen Ernährungs system›
und gibt die zentralen Ergebnisse wieder. Die Studie kann
bei INKOTA kostenlos (in der deutschen oder der engli-
schen Fassung) bestellt werden und steht zum Download
zur Verfügung: https://webshop.inkota.de/node/1551 }
DIE AUTORIN
/// Lena Michelsen ist Referentin für globale Landwirtschaft und Welternährung beim INKOTA-netzwerk e. V.
https://www.inkota.de/ueber-uns/team/
LITERATUR
/// 1 Bayer AG. Der vernetzte Acker. https://www.research.bayer.de/de/digital-farming-digitale-landwirtschaft.aspx (2017).
/// 2 Sykuta, M. E. Big Data in Agriculture: Property Rights, Privacy and Competition in Data Services. International Food and Agribusiness
Management Review 19, 57–75 (2016).
/// 3 Leibniz-Forschungsverbund ‹Nachhaltige Lebensmittelproduktion & gesunde Ernährung›. Positionspapier der Innovationsinitiative
Landwirtschaft 4.0. http://www.leibniz-lebensmittel-und-ernaehrung.de/fileadmin/user_upload/bilder/Ernaehrung/Presse/
Positionspapier_Landwirtschaft_4.0_Final2.pdf (o. D.).
/// 4 Volling, A., & Nürnberger, M. Wahlfreiheit und Vorsorgeprinzip vorerst gestärkt. In: Kritischer Agrarbericht, Agrarbündnis e. V.
https://www.kritischer-agrarbericht.de/fileadmin/Daten-KAB/KAB-2019/KAB2019_279_289_Volling_Nuernberger.pdf (ABL Verlag, 2019).
/// 5 IPES FOOD. Too Big to Feed: Exploring the impacts of mega-mergers, consolidation and concentration of power in the agri-food sector.
http://www.ipes-food.org/_img/upload/files/Concentration_FullReport.pdf (2017).
/// 6 Bayer AG. Smallholder Farming: Small Land, Large Impact. https://www.cropscience.bayer.com/en/crop-science/smallholder-farming (o.D.).
/// 7 Climate Fieldview. The Climate Corporation Partners with Farmers Mutual Hail, Simplifies Crop Insurance Reporting for U.S. Farmers.
https://climate.com/newsroom/climate-corporation-farmers-mutual-hail (2018).
/// 8 Ebd.
/// 9 Cargill. Cargill issues new palm oil sustainability report. Cargil News.
https://www.cargill.com/story/cargill-issues-new-palm-oil-sustainability-report (6. April 2015).
/// 10 Lazzeri, T. Guerreiras da Floresta enfrentam madeireiros em defesa de terra indígena. Repórter Brasil.
https://reporterbrasil.org.br/2018/03/desmatamento-indigena-guerreiras-da-floresta-enfrentam-madeireiros-maranhao (8. März 2018).
/// 11 Global Forum for Food and Agriculture. Communiqué 2019: Agriculture Goes Digital – Smart Solutions for Future Farming.
https://www.gffa-berlin.de/en/deckblatt-communuque/ (2019). ///085
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WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
Digitalisierung nachhaltig gestalten
- Title
- WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
- Subtitle
- Digitalisierung nachhaltig gestalten
- Author
- Anja Höfner
- Editor
- Vivian Frick
- Publisher
- oekom verlag
- Location
- München
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-96238-149-3
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 152
- Keywords
- Digitalisierung, Entwicklungszusammenarbeit, Politik, Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeitskommunikation
- Categories
- Informatik
- Technik