Page - 4 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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4 K. Brunner v. Wattenwyl.
genannte Association auf dem Gebiete des socialen und moralischen Lebens
— die Emancipation
Die Gesellschaften legten sich eigenthümliche Benennungen an, wie
Academia della crusca, del cimento, dei lincei etc. In dem Heiligthum ihrer
Versammlungen theilte ein Leonardo da Vinci, ein Galilei, ein Torricelli die
bahnbrechenden Theorien ihren Collegen mit.
Von deutscheu Associationen dieser Art gehört hieher die im Jahre 1652
gegründete Leopoldina-Carolina, welche bis zum heutigen Tage mit unwesent-
lich veränderten Statuten fortbesteht.
Als durch die grosse, von Frankreich ausgegangene sociale Umwälzung
zu Ende des 18. Jahrhunderts die freie Forschung zum Principe erhoben
wurde, vermehrten sich die zur Pflege der Naturwissenschaft bestimmten Ge-
sellschaften in grossartiger Weise. Unter dem Titel von „Freunden der
Natur", „Vereinen zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse" u. s. w.
bildeten sich allerorts Sammelstellen, welche die Fachgelehrten mit den Lieb-
habern verbanden.
Bei uns in Oesterreich erwachte das Bedürfnis der Association. Fürst
Metternich war ein Protector der Wissenschaft. Er gründete die Akademie
der Wissenschaften, allein der freien Association wurden Schwierigkeiten
bereitet. Die Märzzeit war nicht die Erzeugerin des wissenschaftlichen
Lebens. Sie fand es vor, aber eine Errungenschaft dieser Bewegung war
die Ermöglichung der Association, und hier stossen wir auf einen Mann,
welcher als Begründer der gesellschaftlichen Vereinigung im ganzen Gebiete
der Naturforschuug zu preisen ist.
Wilhelm Haidinger versammelte in den Räumen des botanischen Gartens
und unter der Protection Endlichers und seines Nachfolgers Eduard Fenzl
die „Freunde der Naturforschung" und gab „Mittheilungen" heraus.
Aus diesem Vereine wurde auch unsere Gesellschaft geboren. In dem
Concept zu einer Subscriptionseinladung aus Frauenfelds Feder vom 24. De-
cember 1850 lesen wir folgende Worte:
„Da die seit Jahren an Freitagsabenden bestehende Versammlung der
Freunde der Naturwissenschaften einen solchen Aufschwung erreicht hat, dass
eine Trennung der verschiedenen Zweige möglich ist, derart, dass jeder zweite
Freitag ausschliesslich zoologischen und botanischen Gegenständen gewidmet
wird, wodurch die unter der Aegide des Herrn Sectionsrathes Haidinger er-
schienenen Mittheilungen der Freunde der Naturwissenschaften vom Jahre 1851
an nur Abhandlungen aus der organischen Natur enthalten sollen, indem der-
selbe den geologischen und mineralogischen Theil den Berichten der k. k. geo-
logischen Reichsanstalt zu überliefern beabsichtigt, so werden die Freunde und
Beförderer der ersteren Abtheilung hiemit höflichst eingeladen, die Fortsetzung
dieser Mittheilungen in ihrer neuen Richtung gütigst zu unterstützen" u. s. w.
Nach dem Wortlaute dieser Einladung handelte es sich lediglich um
Herausgabe einer der Zoologie und Botanik gewidmeten Zeitschrift des be-
stehenden Vereines. Im Verlaufe des Winters 1850/51 fanden vorbereitende
Sitzungen eines hiefür aufgestellten Comit6s statt, und aus den vorliegenden
Fragmenten schriftlicher Aufzeichnungen ersieht man, wie sich aus der ur-
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Title
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Subtitle
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Author
- Alfred Hölder
- Editor
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.3 x 24.0 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Naturwissenschaften Biologie