Page - 444 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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B. Amphibien und Reptilien.
Von Friedrich Siebenrock.
In den ersten zehn Jahren des hier zu besprechenden Zeitraumes be-
schränkte sich die Thätigkeit in der Herpetologie fast durchwegs auf die Er-
forschung einzelner Kronländer unserer Monarchie. Ihre von der Natur über-
aus begünstigte Lage, die sich von Mitteleuropa bis nach dem Süden hin
erstreckt und mit einer bedeutenden Ausdehnung von Westen nach Osten,
bietet so viele Unterschiede in der Bodenbeschaffenheit und in den klimati-
schen Verhältnissen dar, dass sich die herpetologische Fauna natürlicherweise
dem Charakter der einzelnen Gebietstheile anpassen musste. Wir sehen daher
die Alpenwelt zum Theil von anderen Thieren bewohnt als das Flachland,
den Norden wieder von anderen als den Süden, und im Osten finden wir
sogar Thierformen, die den Anschluss an die orientalische Fauna bilden.
Angeregt durch die Mannigfaltigkeit der Thierwelt in den verschiedenen
Kronländern, schrieben einzelne Zoologen ganz wertvolle Beiträge zur Kennt-
nis von Localfaunen oder grösseren Faunengebieten, die dann von späteren
Autoren zum Ausbaue umfangreicherer Werke verwendet wurden. Diese
hatten entweder den Gresammtstaat oder den ganzen Continent mit den dazu-
gehörigen Inseln zum Gegenstande einer herpetologischen Bearbeitung. Neue
Formen wurden dadurch allerdings nicht zutage gefördert, denn die meisten
sind schon von Linne her bekannt, und die wenigen Arten, welche nach ihm
aufgestellt wurden, waren aus Mangel an richtigen Begriffen über das Wesen
der Art mit den zunächst verwandten vereinigt. Allein man war bestrebt,
die einzelneu Thiere durch neue und womöglich bessere Beschreibungen, als
die bisherigen waren, schärfer zu charakterisieren, um dadurch das Studium
der Herpetologie zu erleichtern. Besonders aber gefördert wurde die geo-
graphische Verbreitung der einzelnen Arten, ein Capitei, das bei den früheren
Zoologen noch wenig Beachtung fand. Ausserdem wurde oftmals Rücksicht
genommen auf die Biologie der Thiere, denn einige Arbeiten enthalten auch
Notizen über Lebensweise, Aufenthalt, Fortpflanzung und die Methode des
Fanges.
Beinahe von jedem Kronlande stammen aus dieser Zeit herpetologische
Bearbeitungen, die entweder ausführliche Beschreibungen der einzelnen Thiere
bringen oder sich nur auf das Verzeichnis der daselbst vorkommenden
Formen beschränken. So hat Amerling (i^) und Glückselig (^31) die Re-
ptilien und Amphibien von Böhmen behandelt, Heinrich (38) von Mähren,
1) Alle in Klammern stehenden Zififern beziehen sich auf das am Schlüsse befindliche
Literaturverzeichnis.
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Title
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Subtitle
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Author
- Alfred Hölder
- Editor
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.3 x 24.0 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Naturwissenschaften Biologie