Page - 454 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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454 Fr. Siebenrock.
Die letzte, soeben erschienene Arbeit Werners führt uns die Reptilien
und Amphibien des Bismarck-Archipels (229) vor. Dieser gieng eine vor-
läufige Mittheilung (216) voraus, worin der Autor die daselbst gesammelten
Thiere aufzählt und die kurze Beschreibung von zwei neuen Lygosoma-Arten,
einer neuen TypUops- und HijUela-Art gibt. Alle darin vorkommenden Arten
werden weitläufig beschrieben und mit genauen Daten über Nahrung, Fort-
pflanzung und Lebensweise versehen. Als bis jetzt bekannt sind verzeichnet
2 Seeschildkröten, 1 Krokodil, 22 Eidechsen, 20 Schlangen und 5 anure
Batrachier. Ausserdem werden die Eindrücke der dortigen Kriechthierwelt
auf den Sammler geschildert und Vergleiche mit den Thieren der Nachbar-
gebiete angestellt.
An die faunistischen Arbeiten reihen sich mehrere systematischen In-
haltes. Die nordamerikanischen Rana-Arten (186) werden an der Hand eines
reichlichen Materiales in drei Gruppen eingetheilt, die nach den Hauptver-
tretern als virescens-, catesbiana- und ^emj?omna-Gruppe bezeichnet sind.
Berücksichtigung finden hier nur die zwei letzten Gruppen. Ferner bespricht
der Autor Älgiroides moreoticus aus Kephallonia (188), die Iguanidengattung
Anisolepis Blgr. aus Brasilien (200) mit einer neuen Art und Eerpetosaura
occidentalis (Scelotes Ptrs.) (214) von Kamerun. Endlich werden die Larven
von Biifo andersoni Blgr. (203) beschrieben und die Unterschiede zwischen
diesen und der nahe verwandten Bufo viridis hervorgehoben. Ausserdem
folgt die Beschreibung der Larven von Calyptocephalus gayi und Borboro-
coetes taeniatus.
Nebst den Angaben über die geographische Verbreitung der einzelnen
Arten, die Werner den meisten faunistischen Abhandlungen beifügte, wird
im speciellen die geographische Verbreitung einiger Reptilien besprochen (156).
Der Autor führt für die einstige Existenz der südlichen circumpolaren Region
die Schlangengattungen Camus, Elaps, Bytlion und die Familie der Notho-
psidae an, für jene der einst bestandenen nördlichen Circumpolarregion die
Crotcdidae, Elaphis, Ophisaurus und Lygosoma. In vielen Fällen sind ähn-
liche Gattungen oder Familien in beiden Erdhälften vertreten. Einige Eidechsen
haben eine gewaltige geographische Verbreitung, so die Scincoiden, andere
Reptilien sind nahezu kosmopolitisch. Die Schlangen Europas scheinen so
wie die Eidechsen vorzugsweise aus Asien eingewandert zu sein. Unsere
Wasserschildkröten dürften aus Nordamerika über Asien nach Europa ge-
kommen sein.
Zahlreiche Aufsätze und Abhandlungen enthalten sehr wissenswerte Mit-
theilungen über die Biologie der Reptilien und Amphibien. Werner hat
nicht bloss viele Thiere lebend in der Gefangenschaft beobachtet (161, 180,
197, 201, 217, 230), sondern auf seinen Reisen auch die Gelegenheit be-
nützt, in der Natur ihre Lebensgewohnheiten zu studieren (171, 222). An-
dere Arbeiten berichten über die Wahl der Nahrung und die Art ihrer Auf-
nahme (157, 172), über den Vorgang der Häutung (165), über die Eierablage
und Brutpflege (165, 172, 205, 210), über den Sommerschlaf (162), über
Hautfarbe (158, 163, 175), über die Giftigkeit der Trugschlangen (211) und
über die InteUigenz (190).
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Title
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Subtitle
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Author
- Alfred Hölder
- Editor
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.3 x 24.0 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Naturwissenschaften Biologie