Page - 35 - in Bühne und Kostüme
Image of the Page - 35 -
Text of the Page - 35 -
3534
Das Projekt „Schauspielhaus Graz – bühne und Kostüm“ war
das erste Projekt seit beginn meines Studiums, das uns mit der
komplexen Aufgabe des bauens im bestand konfrontiert hat. es
stellte uns vor ganz neue herausforderungen durch die Ausein-
andersetzung mit Themen, die man in den vorhergehenden ent-
wurfsaufgaben praktisch außer Acht gelassen hatte, da es keine
bestehende Struktur gab, die mitgedacht werden musste — eine
herausforderung, die der ausschlaggebende Grund war, weshalb
ich mich schlussendlich für diese Aufgabe entschieden habe.
Durch die Auseinandersetzung mit dem bestandgebäude des
Schauspielhauses wurde mir schnell klar, dass es seit seiner er-
öffnung im Jahre 1776 entsprechend den jeweiligen Entwicklun-
gen, dem zuwachs an Funktionen und Aufgaben, die es erfüllen
musste, adaptiert wurde. es lag auf der hand, dass sich sein Fas-
sungsvermögen über die zeit jedoch erschöpft hatte.
unterschiedlichste Funktionen liegen dicht gedrängt auf engstem
raum zusammen, kollidieren miteinander und verhindern somit
einen reibungslosen Ablauf. Auf Grund des Platzmangels muss-
ten Funktionen wie die Schneiderei ausgelagert werden. Kurz ge-
sagt: Das Schauspielhaus entpuppte sich als Gebäude, das nicht
mehr ganz den Anforderungen seiner zeit entspricht. Auch der
angrenzende Grünbereich an der rückseite des Schauspielhau-
ses zeigte sich als kaum genutzter raum, dessen vorhandenes
Potenzial zur Gänze verloren geht.
Durch den umfassenden input des Geschäftsführers der Thea-
terholding Graz, mag. bernhard rinner, und zweier Schauspie-
ler, die zurzeit am Schauspielhaus Graz tätig sind, erhielt man im
Schnelldurchlauf einen prägnanten einblick in die Stärken und
Schwächen des Schauspielhauses. im Gespräch deutlich wur-
den die interessen und daraus folgenden wünsche und Anforde- rungen der jeweiligen interessensgruppe, die an den zubau des
Schauspielhauses gestellt wurden.
wie zu beginn einer jeden entwurfsaufgabe, stellte sich schließ-
lich die Frage: wo anfangen? Der input erleichterte jedoch die
anfänglichen Schwierigkeiten mit dem umgang mit dem Theater-
neubau, dessen umfassendem raumprogramm und dem Thema
bauen im bestand. er lieferte Anregung und Anhaltspunkte, die
man weiterverfolgen und im Laufe des entwurfsprozesses aus-
formulieren konnte. er erleichterte, den Fokus auf gewisse The-
men zu richten und sich darauf verstärkt zu konzentrieren.
ein wichtiges Thema, das mag. bernhard rinner ansprach, war
das Anziehen potenzieller besucher*innen des Schauspielhau-
ses und in weiterer Fol-
ge die Gestaltung eines
Abends im Theater als
eine Art einmaliges erlebnis — im vordergrund seiner interessen
als Geschäftsführer der Theaterholding Graz stand ganz klar die
vermarktung.
ein entscheidender anfänglicher Gedanke in bezug auf meinen
entwurf war demnach die realisierung einer einladenden Ges-
te in Form einer Struktur, die potenzielle besucher*innen bereits
auf der Straße — vielleicht beim vorbeischlendern — „abholt“ und
durch die weniger einladende baulücke richtung neubau lockt.
Durch diese Struktur, die unter anderem auch als Sitzgelegenheit
dient, werden neue Aufenthaltsplätze generiert und dem Grünbe-
reich hinter dem Schauspielhaus eine neue Bedeutung als öffent-
lich nutzbarer Platz zugeschrieben. im vordergrund stand aus
städtebaulicher Sicht die Generierung eines Anziehungspunktes
und somit die belebung des ortes.
in bezug auf den neubau selbst war mir die belassung des be-
(...) wie zu beginn einer jeden entwurfsaufgabe,
stellte sich schließlich die Frage: wo anfangen?
erfahrungsbericht — wo anfangen?
back to the
book Bühne und Kostüme"
Bühne und Kostüme
- Title
- Bühne und Kostüme
- Editor
- Petra Simon
- Elemer Ploder
- Martina Thaller
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-763-2
- Size
- 24.0 x 24.0 cm
- Pages
- 124
- Category
- Kunst und Kultur