Page - 37 - in Bühne und Kostüme
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standes in seiner bisherigen Form sehr wichtig. Der zubau rückt
daher von allen Seiten des Bestandes ab, und definiert sich als
eigenständiger baukörper, der sich an bestimmten Punkten mit
dem bestand vernetzt. Dadurch ergab sich ein Luftraum direkt
über dem an das Café angrenzende Foyer, sowie die möglich-
keit eine umlaufende erschließungsspange in den entstehenden
zwischenraum zu legen. im Fokus steht der weg zur bühne als
einführung in die Atmosphäre des Abends. Die umlaufende er-
schließung bietet den besucher*innen die möglichkeit einen blick
in die „runde“ zu werfen und die umgebung einschließlich der
ehrengalerie, der Grazer burg und des Grazer Doms zu erleben.
Gleichzeitig erhaschen sie auch einen seltenen blick hinter die
Kulissen durch Einblicke in die zum Zwischenraum geöffnete
Schneiderei.
von Seiten der Schauspieler*innen als nutzer*innen des Schau-
spielhauses wurde vor allem die fehlende Trennung der Funk-
tionen sowie deren Kollision kritisiert, die einen reibungslosen
Ablauf vor den aber auch während der veranstaltungen verhin-
dert. Dem entgegen wirkt die umstrukturierung des bestandes,
die großzügigere räumliche Planung des neubaus als entlastung
des bestandes sowie dessen strikte Trennung der einzelnen
Funktionen im bereich um die bühne.
zudem wurde aufgrund der fehlenden Aufenthaltsqualität der
bestehenden Kantine der wunsch nach einem Kommunikations-
und Aufenthaltsbereich als eine Art rückzugsort für Pausen in
den Probenphasen deutlich. Daher war mir das im erdgeschoss
liegende, auch außerhalb der Spielzeiten zugängliche Café als
ergänzung zum gefragten raumprogramm ein großes Anliegen.
Das Richtung Parkanlage hin geöffnete Café soll den Nutzer*in-
nen des Schauspielhauses in verbindung mit dem Grünbereich
als Aufenthaltsort dienen und zur belebung des ortes beitragen.
zudem wurden wir im Laufe des entwurfsprozesses mit dem
Denkmalschutz konfrontiert. herr brugger, ein mann mit außer- ordentlichem Architekturverständnis, brachte uns die Sichtweise
des Denkmalschutzes näher und lenkte unsere Aufmerksamkeit
auf diesbezügliche Themen. er lieferte äußerst konstruktive vor-
schläge bezüglich des umgangs mit dem bestand. So legte er in
seiner Kritik besonderen wert auf ein harmonisches zusammen-
spiel zwischen neubau und bestand. Aber auch die einbindung
der näheren umgebung in die Planung wurde thematisiert.
neben dem umgang mit dem bestand und dem umfassenden
raumprogramm befassten wir uns auch mit der materiellen be-
schaffenheit sowie der konstruktiven Umsetzung des Gebäu-
des. Daraus resultierte eine vertiefte Auseinandersetzung mit
dem entwurf. Gedanken zur Detailausführung wurden über ei-
nen Fassadenschnitt festgehalten. Die Tragstruktur des Gebäu-
des wurde demnach in Sichtbeton belassen, umhüllt von einer
leicht wirkenden Stahl-Glaskonstruktion als Fassadenhaut, die
durch ihr wechselspiel in der Transparenz bei den besucher*in-
nen neugierde wecken soll. So wird insbesondere bei nacht
die Lebendigkeit des hell erleuchteten Schauspielhauses über
die schemenhaft erkennbaren bewegungen hinter der Fassade
sichtbar. Passant*innen erhaschen einen blick hinter die Kulis-
sen des Grazer Schauspielhauses — die Stadt schaut zu.
Der große Gewinn des diesjährigen entwerfen 3 lag aus meiner
Sicht in der beschäftigung mit Problemstellungen, die mir zuvor
unbekannt waren. Sowohl das bauen im bestand als auch die
Typologie des Theaterbaus stellte uns vor ganz neue herausfor-
derungen. Doch vor allem durch die realitätsnahe herangehens-
weise über Gespräche mit dem bauherrn, den nutzer*innen so-
wie dem Denkmalpfleger wurde das Projekt zu einer lehrreichen
erfahrung.
eleonora Schuler
Studentin
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book Bühne und Kostüme"
Bühne und Kostüme
- Title
- Bühne und Kostüme
- Editor
- Petra Simon
- Elemer Ploder
- Martina Thaller
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-763-2
- Size
- 24.0 x 24.0 cm
- Pages
- 124
- Category
- Kunst und Kultur