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Motto-Ziele im digitalen Wandel 77
zusätzlichen Nutzen zu bringen. Weitere Analysen zeigten, dass dies besonders
für Personen mit niedrigen Vitalitäts-Eingangswerten gilt. Solch niedrige Werte
sind ein Indikator für wenig Energie und Motivation (Ryan & Deci, 2008); sie
hängen damit zusammen, dass Personen ihre Stärken nicht nutzen können
(Dubreuil, Forest & Courcy, 2014). Darin liegt nun eine mögliche Erklärung
für den Befund, dass Personen mit niedrigen Vitalitäts-Eingangswerten einer
Intervention bedürfen. Bei dieser Gruppe scheint die Wahl eines positiven Bil-
des nicht zu genügen; es braucht die weiteren Schritte; die innere Haltung muss
in Form eines Motto-Ziels formuliert werden, um einen Effekt zu erzielen.
Zusammengefasst, zeigen die Studien von Dyllick (2018), dass Motto-Ziele,
die mit der digitalisierten Intervention gebildet werden, mit einer adaptiven
und gesunden inneren Haltung zusammenhängen.
Auch zur Frage, wie lange die Effekte anhalten, gibt es erste Anhaltspunkte.
Bezogen auf Langzeiteffekte von Motto-Zielen, präzisieren Storch und Krause
(2017), dass die Bildung eines Motto-Ziels – egal, ob im Training, Coaching
oder in digitalisierter Form – nicht automatisch zu einer langfristigen Ein-
stellungsänderung führt, sondern dass Motto-Ziele in den Alltag von Indi-
viduen integriert werden müssen, um langfristig wirksam zu sein. Dies kann
zum Beispiel dadurch geschehen, dass das Motto-Ziel im Alltag immer wieder
bewusst gemacht wird, indem man es etwa auf einen Zettel schreibt und die-
sen Zettel an prominenter Stelle anbringt (für weitere Techniken vgl. Storch
& Krause, 2017). Dyllick (2018, Studie 4) führte ein kontrolliertes Feldexperi-
ment über mehrere Messzeitpunkte durch, bei dem Studierende beim Lernen
auf eine unangenehme Prüfung begleitet wurden. Wie in Studie 3 zeigte sich,
dass die digitalisierte Motto-Ziel-Intervention unterschiedlich effektiv war, je
nachdem, wie es den Teilnehmenden vor der Intervention ging. Besonders
Teilnehmende mit niedrigen Vitalitäts-Eingangswerten profitierten von der
Intervention und berichteten höhere positive Emotionen, Vitalität und Auto-
nomie während des Lernens im Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Das glei-
che Ergebnismuster wurde auch einige Zeit nach der Intervention in der letzten
Woche vor der Prüfung gefunden, allerdings nur für Teilnehmende, die sich an
die Anweisung gehalten hatten, das Motto-Ziel auf einen Zettel zu schreiben
und täglich anzusehen (Dyllick, 2018, Studie 4). Dieser Befund unterstreicht
die Wichtigkeit weiterer Techniken nach der Motto-Ziel-Bildung, um die lang-
fristige Wirksamkeit sicherzustellen.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
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