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Klinkhammer / Enke /
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schriftlich-digitale Kommunikation kann Konflikte beschleunigen und eskalie-
ren, da es keinen direkten persönlichen Kontakt und kein Regulativ durch den
sozialen Kontext gibt. Auch kann durch ein »cc« schnell eine breite Öffentlich-
keit erreicht werden.
Eine weitere Veränderung ist das Phänomen von »Big Data«1: Aufgrund
der Verfügbarkeit riesiger Datenmengen und der Annahme, dass Big Data
die Beantwortung/Beforschung großer und komplexer gesellschaftlicher oder
wissenschaftlicher Fragen ermöglicht, sprießen interdisziplinäre und trans-
disziplinäre Forschungsprojekte und Forschungsverbünde und internationale
Kooperationen aus dem Boden der traditionell recht fachspezifisch forschen-
den Wissenschaftswelt. Hier entstehen vielfältige und vielschichtige Konflikt-
lagen, die auch mit kulturellen Hintergründen (Gesellschaft, Organisations-
strukturen, Fachkulturen) verbunden sind, welche teils nicht bewusst werden
und nicht benannt werden können oder dürfen. Insbesondere gibt es eine Dis-
krepanz zwischen den digitalen Anforderungen und der digitalen Kompetenz.
Die Datenmengen wachsen enorm, mit ihr die Hardware und die Methoden
der Datenerhebung und -auswertung. Die vielen Optionen bedeuten jedoch
auch die Qual der Wahl, verlangen ein Vergleichen und Messen mit Kolleg*in-
nen, die zu ähnlichen Forschungsfeldern mit ähnlichen Methoden arbeiten.
Die Vermittlung der eigenen Forschungsergebnisse wird damit komplexer.
Die Digitalisierung ermöglicht eine Forschung auf einer bis dato unvorstell-
baren quantitativen und qualitativen Grundlage (Big Data, IT-gestützte Daten-
erhebung und Auswertungsprogramme, virtuelle Feedbackgruppen und Zugang
zu oder Austausch von Daten mit anderen Forschergruppen usw.). Neben den
vielfältigen Forschungsmöglichkeiten und neuen Ansätzen zum Erkenntnis-
gewinn entstehen hier Konkurrenzen, Konflikte und Problemlagen, die erst
nach und nach ins Bewusstsein der Beteiligten rücken. Organisationen und
ihre spezifischen Anlaufstellen für Konflikte (Ombudsstellen, Gleichstellungs-
beauftragte, Koordinator*innen von Graduierteneinrichtungen, Personal-
abteilungen, Personalräte usw.) werden vor völlig neue Anforderungen des
1 »Mit ›Big Data‹ werden große Mengen an Daten bezeichnet, die unter anderem aus Bereichen
wie Internet und Mobilfunk, Finanzindustrie, Energiewirtschaft, Gesundheitswesen und Ver-
kehr und aus Quellen wie intelligenten Agenten, sozialen Medien, Kredit- und Kundenkarten,
Smart-Metering-Systemen, Assistenzgeräten, Überwachungskameras sowie Flug- und Fahr-
zeugen stammen und die mit speziellen Lösungen gespeichert, verarbeitet und ausgewertet
werden« (Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/big-data-54101). Diese Daten
sind heterogen und unstrukturiert und werden mit neuen Analysemechanismen erschlossen.
Es ist merkwürdig, dass große wissenschaftliche Datenquellen (CERN, Teleskope usw.) in der
obigen Definition gar nicht vorkommen, obwohl diese den Begriff »Big Data« maßgeblich
prägen.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
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book Coaching im digitalen Wandel"
Coaching im digitalen Wandel
- Title
- Coaching im digitalen Wandel
- Editor
- Robert Wegener
- Silvano Ackermann
- Jeremias Amstutz
- Silvia Deplazes
- Hansjörg Künzli
- Annamarie Ryter
- Publisher
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Date
- 2020
- Language
- German, English
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-666-40742-0
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 166
- Category
- Technik