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170 Christian Bergauer
Christian Bergauer • Das materielle
Computerstrafrecht¶
Doch auch § 134 Z 3 StPO verweist iZm der Überwachung 827 von
Nachrichten im Klammerausdruck auf die entsprechende Nachrich-
ten-Definition des § 92 Abs 3 Z 7 TKG 2003. Da diese Begriffsbestim-
mung wiederum auf einen Kommunikationsdienst nach § 3 Z 9 TKG
2003 verweist, dieser aber » Dienste der Informationsgesellschaft « aus-
drücklich nicht erfasst, wurden in § 134 Z 3 StPO diese Dienste mit Ver-
weis auf § 1 Abs 1 Z 2 Notifikationsgesetz 828 expressis verbis ebenfalls
berücksichtigt.
Daraus folgt einerseits, dass – wie bereits dargestellt – der Begriff
» Nachricht « nach dem TKG 2003 keine Nachricht mitumfasst, die mit-
tels eines Dienstes der Informationsgesellschaft 829 übermittelt wird.830
Andererseits wird dadurch auch offensichtlich, dass bei der » Überwa-
chung von Nachrichten « ( § 134 Z 3 StPO ) nur Inhalte von Nachrichten
erfasst sind, die entweder über ein Kommunikationsnetz ( § 3 Z 11 TKG
2003 ) oder einen Dienst der Informationsgesellschaft ( § 1 Abs 1 Z 2 No-
tifG 1999 ) ausgetauscht oder weitergeleitet werden, was jedoch nicht
alle Nachrichtenübermittlungen einschließt.831
Wesentliches Element dieser Beobachtung ist, dass die materiell-
rechtliche Strafbestimmung der » verbotenen Veröffentlichung « nach
§ 301 832 ua auf § 134 StPO Bezug nimmt. Gem § 301 Abs 3 macht sich
nämlich strafbar, » wer auf eine im Abs. 1 bezeichnete Weise eine Mit-
teilung über den Inhalt von Ergebnissen aus einer Auskunft über Vor-
ratsdaten oder Daten einer Nachrichtenübermittlung oder einer Über-
nehmernummer eines bestimmten Anschlusses zu verlangen, wenn sie diese Da-
ten als wesentliche Voraussetzung für die Erfüllung der ihnen übertragenen Auf-
gaben benötigen. Grundlegend DSK 03. 10. 2007, K121.279 / 0017-DSK / 2007. Siehe
auch OGH 22. 06. 2012, 6 Ob 119 / 11k = jusIT 2012 / 61, 134 ( Mader ) = ecolex 2012, 904
( Anderl ) = ÖJZ EvBl-LS 2012 / 157, 974 ( Rohrer ) = ZIR 2013, 56 ( Briem ).
827 Darunter versteht die StPO das Ermitteln des » Inhalts von Nachrichten «.
828 BGBl I 183 / 1999.
829 Die Dienstleistung der Dienste der Informationsgesellschaft muss drei wesentli-
che Merkmale aufweisen: ihre Erbringung muss 1. im Fernabsatz ( lit a ), 2. elektro-
nisch ( lit b ) und 3. auf individuellen Abruf des Empfängers ( lit c ) erfolgen ( siehe
§ 1 Abs 1 Z 2 NotifG 1999; vgl ErlRV 1898 BlgNR XX. GP, 12 ); zu einzelnen Beispielen
von Diensten, die nicht davon erfasst sind siehe Anlage 1 der RV 1898 BlgNR XX.
GP, 7. Auch § 3 Z 1 ECG verweist bezüglich der Definition des Dienstes der Infor-
mationsgesellschaft auf § 1 Abs 1 Z 2 NotifG 1999.
830 Zu diesem Ergebnis kommend wohl auch Reindl-Krauskopf / Tipold / Zerbes in WK-
StPO § 134 Rz 41 ff.
831 Siehe dazu Reindl-Krauskopf / Tipold / Zerbes in WK-StPO § 134 Rz 43.
832 Sowohl idF BGBl I 93 / 2007 als auch idF BGBl I 66 / 2011; nach der alten Rechtslage
iVm § 149 a Abs 1 Z 1 StPO ( zB idF BGBl I 134 / 2002 ).
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Das materielle Computerstrafrecht
- Title
- Das materielle Computerstrafrecht
- Author
- Christian Bergauer
- Publisher
- Jan Sramek Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-7097-0043-3
- Size
- 15.0 x 23.0 cm
- Pages
- 700
- Keywords
- Cybercrime, substantive criminal law, malicious software, denial of service-attacks, hacking, Cyber-bullying, Computerkriminalität, Computerstrafrecht, Malware, Datenbeschädigung, Systemschädigungen, Hacking, Cyber-Mobbing
- Categories
- Informatik
- Recht und Politik