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aller Dinge an und zeichnet sich durch die Kraft sorgender und zärtlicher
Gesten aus. In der Immaterialität des Blicks und der Sprache ereignet sich
eine solidarische Zuwendung in der Zeit der UnberĂĽhrbarkeit.
Die darauffolgende Sektion IV umkreist die Themenbereiche Vulnerabili-
tät und Spiritual Care. Mit Blick auf Menschen mit Demenz und deren An-
gehörige nimmt in diesem Kontext zunächst Martina Schmidhuber das
Motiv der Vulnerabilität auf und fragt nach den Bedingungen, die für die-
se Gruppe von Menschen ein gutes Leben ermöglichen. Der Schutzpflicht
gegenĂĽber vulnerablen Personen stellt Schmidhuber den legitimen
Wunsch nach einer RĂĽckkehr in den Alltag zur Seite und lotet Optionen
und Bedingungen aus, beide Interessen verantwortungsvoll abzugleichen.
Am Beginn mehrerer Beiträge zur Situation der Krankenhausseelsorge
während der Corona-Krise findet sich der Artikel Was willst Du, dass ich Dir
tue? (Lk 18,41). Zur Situation der katholischen Krankenhausseelsorge (KHS)
Österreichs während der Covid-19-Pandemie der KrankenhausseelsorgerInnen
Maria Berghofer, Sabine Petritsch und Detlef Schwarz. Zugrunde
liegen ihren Ăśberlegungen acht Erfahrungsberichte aus verschiedenen Ge-
sundheitseinrichtungen in Ă–sterreich, aber auch eigene EindrĂĽcke. Wie in
den anderen Berichten dominiert die schmerzvolle Erfahrung, am Höhe-
punkt der Krise als Seelsorgende keinen Zugang zu den Kranken gehabt
zu haben, auch wenn diese Exklusion unterschiedlich strikt gehandhabt
worden sei. Die Verfasser sehen den Ort der KHS als ein spezifisches „Da-
zwischen“ – zwischen Institution Kirche und Institution Krankenhaus –
und arbeiten hier in einer rĂĽckblickenden Analyse Chancen fĂĽr eine Neu-
besinnung und fĂĽr das Entdecken neuer Wege in der KHS heraus.
Die Analysen von Gerhard Hundsdorfers Beitrag „Unsere täglichen Be-
suche gib uns heute …“. Krankenhausseelsorge und Besuchsverbot beginnen mit
dem in GroĂźbuchstaben geschriebenen Wort BESUCHSVERBOT, dem
man an allen KrankenhaustĂĽren begegnen konnte. In weiterer Folge wird
auf beeindruckende Weise geschildert, welche Möglichkeiten die KHS
dennoch hatte. Vor allem aber wurde im Verlauf der Pandemie die Bedeu-
tung der KHS, gerade auch fĂĽr Covid-19-Patienten, von der Krankenhaus-
leitung zunehmend erkannt; und man begann gemeinsam nach Wegen zu
suchen, medizinische Hygiene- und Quarantäneerfordernisse mit der Mög-
lichkeit seelsorglicher Präsenz zu verbinden.
Der Krankenhaus- und Hospizseelsorger Christoph Seidl aus Regens-
burg reflektiert im Anschluss daran in seinem Beitrag „Sein Unglück ausat-
men können“. Hilfe für Helfende eine Erfahrung von Krankenhausseelsorge,
auf die man während der Krise öfters gestoßen ist: Je mehr der direkte Zu-
gang zu den Kranken unmöglich wurde, desto offenkundiger wurde die
Notwendigkeit, die in den Institutionen präsenten Angehörigen der pfle-
Einleitung
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https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Title
- Die Corona-Pandemie
- Subtitle
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Authors
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Editor
- Walter Schaupp
- Publisher
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Location
- Baden-Baden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Size
- 15.3 x 22.7 cm
- Pages
- 448
- Keywords
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, MenschenwĂĽrde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Categories
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik