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tinnen und Ärzten unterschiedlichster Fachrichtungen täglich durchge-
führt werden müssen19,20.
Knappe Ressource Intensivbett
Ungeachtet der Ausführungen in Abschnitt 3.1 können Intensivbehand-
lungsbetten in den Krankenanstalten Österreichs im klinischen Alltag im-
mer wieder zu einer knappen Ressource werden. Der Grund liegt darin,
dass Menschen mit unterschiedlichen Erkrankungen, Verletzungen und
Vergiftungen sehr häufig, zumindest für den Zeitraum der akuten Erkran-
kungsphase, eine Behandlung und Betreuung auf einer Intensivstation be-
nötigen. Dazu kommen Patienten, die sich ausgedehnten operativen Ein-
griffen zu unterziehen haben und hier nochmals die Gruppe älterer und
damit in vielen Fällen multimorbider Menschen. Für Letztere gehen medi-
zinische Behandlungen resp. operative Eingriffe allgemein mit einer Erhö-
hung des perioperativen Risikos einher und sie benötigen daher, wenn
auch nur für einen überschaubaren Zeitraum, ein Intensivbehandlungs-
bett und möglicherweise auch eine Beatmungsmaschine.
Damit können auch scheinbar in genügender Anzahl verfügbare Inten-
sivbehandlungsbetten situationsbedingt plötzlich zu einer knappen Res-
source werden. Der behandelnde und verantwortliche Intensivmediziner
hat dann an Hand bestimmter Kriterien zu entscheiden, welchem Patien-
ten das verfügbare Intensivbehandlungsbett zugesprochen werden kann,
was bedeutet, dass entweder ein zweiter Patient nicht auf eine Intensivsta-
tion verlegt werden kann, oder ein anderer die Intensivstation mangels
ausreichender Bettenanzahl verlassen muss. Das dadurch möglicherweise
die Heilungschancen eines Patienten gemindert werden, liegt auf der
Hand und wird auch im klinischen Alltag in Kauf genommen21.
Eine Alternative wäre z. B., einem Patienten einen elektiven Eingriff,
den er dringend benötigt, vorzuenthalten. Wird er aber, obwohl er den
Eingriff dringend benötigt, von der Liste der zu operierenden Patienten
gestrichen und für längere Zeit auf eine Warteliste gesetzt, hat dies zur Fol-
ge, dass er möglicherweise längere Zeit starke Schmerzen erleiden muss
oder sogar auf der Warteliste verstirbt. Auch diese Entscheidung muss vom
4.1.
19 Vgl. Christ et al., Bedeutung der Triage in der klinischen Notfallmedizin.
20 Vgl. Groening, Der alte Mensch im Notfallzentrum.
21 Vgl. Prien, Bestimmung des Therapieausmaßes.
Knappe Ressourcen in der Katastrophe und erhöhte Anforderungen
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https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Title
- Die Corona-Pandemie
- Subtitle
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Authors
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Editor
- Walter Schaupp
- Publisher
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Location
- Baden-Baden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Size
- 15.3 x 22.7 cm
- Pages
- 448
- Keywords
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, Menschenwürde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Categories
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik