Page - 17 - in Das Schwarze Wien - Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
Image of the Page - 17 -
Text of the Page - 17 -
Hypothesen | 17
Hypothesen
Die Baupolitik des Roten Wien, insbesondere der Wohnungsbau, war zentraler Angriffspunkt
der Christlisozialen Partei sowie des bürgerlichen Lagers und damit der späteren Protago-
nistInnen des Dollfuß-/Schuschnigg-Regimes. Die Gemeindebauten und die Hofarchi-
tektur waren gebaute Politik. Durch die Abkehr vom Roten Wien musste auch der autori-
täre Ständestaat ein Verhältnis zwischen seinem eigenen politischen Selbstverständnis und
seiner Bautätigkeit herstellen. Dazu diente, so meine erste Hypothese, eine eigene Bau-
politik mit eigenen Instrumenten und einer eigenen Fiananzierungsstrategie des schwarzen
Wien.
Die vier Jahre, in denen der Ständestaat bestand, wurden von einer schweren Wirt-
schaftskrise beherrscht. Ich gehe in meiner zweiten These davon aus, dass trotzdem aus
der anzunehmend geringen Bauleistung eine Hauptstoßrichtung der Baupolitik in Wien
abgeleitet werden kann, nicht nur, was die Form der Bauten betrifft, sondern auch, für
wen sie gebaut werden sollten und ihre Lage im Stadtgebiet.
In meiner letzten Hypothese beschäftige ich mich mit dem internationalen Umfeld des
Regimes. Ich gehe davon aus, dass der autoritäre Ständestaat im baulichen Wettstreit
verwandter politischer Systeme – Vorbildsysteme wie Italien und Konkurrenzsysteme wie
Deutschland – involviert war. Die Ergebnisse dieser internationalen Diskurse sollten in
Wien zur Umsetzung gelangen.
Das Schwarze Wien
Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
- Title
- Das Schwarze Wien
- Subtitle
- Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
- Author
- Andreas Suttner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien - Köln - Weimar
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20292-9
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 296
- Categories
- Geschichte Nach 1918