Page - 142 - in Das Schwarze Wien - Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
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142 | Wien im Ständestaat
lerstellen gefördert werden.582 Der italienischen Gesandtschaft wurden 1937 vom Bundes-
ministerium für soziale Verwaltung etwas höhere Zahlen mitgeteilt und damit ein Baupro-
gramm von 4.472 Randsiedlungshäusern der Randsiedlungsaktion I mit öS 22.622.035
Darlehen in den Jahren 1934 bis 1936 angegeben. Die Randsiedlungsaktion II in den
Jahren 1935/36 wurde mit 375 errichteten Häusern und einem Gesamtdarlehen von
öS 2.300.990 beziffert.583 Insgesamt wurden in Wien innerhalb der beiden ständestaatlichen
Randsiedlungsaktionen 981 Häuser erstellt.584
Durch den Assanierungsfonds wurde der infrastrukturelle Ausbau von Siedlungen
forciert. Ausgehend von der Idee der Sanierung der wilden Nachkriegssiedlungen von 1935
waren die Areale Bruckhaufen, Wolfersberg und Brettldorf585 zur Umgestaltung bestimmt.
Die SiedlerInnen sollten mit Fondsmitteln ihre Gründe kaufen können und darauf baulich
einwandfreie Häuser herstellen.586 So wurden in der Siedlung Bruckhaufen 115 betonierte
Senkgruben gefördert. Von für weiteren Umbau der Siedlung veranschlagten öS 1.320.000
wurden 1936 öS 200.000 zum Kanalbau verwendet.587 Weiters kam, aufgrund der Neuzu-
züge und dem Mehr an Kindern, in der Nähe der Siedlungen Aspern, Neustraßäcker und
Leopoldau bzw. Nordrandsiedlung 1934588 und 1937589 jeweils eine Schule zur Ausfüh-
rung.590
Trotzdem blieben die Gemeinschaftseinrichtungen der Stadtrandsiedlungen mehr als
dürftig. Es gab keinerlei technische Infrastruktur wie Gas, Wasser, Strom, feste Straßen
oder ein Kanalnetz. Eine Anbindung an das Verkehrsnetz war meist nicht gegeben. Ärzte
oder Geschäfte fehlten fast durchwegs.591 Erst für 1938 war die Errichtung von Gemein-
schaftseinrichtungen wie Kindergärten, Kindertagesheimstätten, Fürsorgegebäude, Räum-
lichkeiten der Vaterländischen Front und Seelsorgeeinrichtungen in den Siedlungen Brei-
582 Novy, Förster, Einfach bauen, 1991, S. 104.
583 Volkswohnungen in Österreich, Note des BKA, Auswärtige Angelegenheiten, wegen Anfrage dr kgl.ital. Gesandtschaft in
Wien, in: AdR BMfsV 1, 7. BWSA, Schachtel: 3400.
584 Novy, Förster, Einfach bauen, 1991, S. 185. Laut Trinkaus wurden in der Siedlung Leopoldau im Roten Wien von 1932 bis
1933 425 Siedlerstellen geschaffen, insgesamt in der Zeit von 1932 bis 1935/36 1.407 (laut den Zahlen von Novy und
Förster 1.406) Siedlerstellen, vgl.: Trinkaus, Wohnbaupolitik, 2013, Diplomarbeit, S. 44.
585 Die wilde Siedlung an der Donau im Norden Wiens, die nach der Bauweise ihrer Häuser benannt wurde, bestand schon
im 19. Jahrhundert und wurde in der Zwischenkriegszeit durch die expandierende SiedlerInnenbewegung forciert aus-
gebaut. Ab 1924 war sie von der sozialdemokratischen Gemeinde für einen Umbau vorgesehen, blieb aber bis 1935
unangetastet, vgl.: Frei, Graswurzel, 1991, S. 155 f.
586 Protokoll über die 7. Sitzung des Kuratoriums für den Wiener Assanierungsfonds am 14. März 1935, in: WStLA,
Sig. 1.6.3.B9 Kommissionen 1934–1938, 3. Kuratorium für den Assanierungsfonds.
587 Magistrat der Stadt Wien (Hg.), Wiener Assanierungsfonds, 1937, S. 7; mehr zu den einzelnen Projekten des Kanalbaus,
vgl.: Magistrat der Stadt Wien (Hg.), Wien im Aufbau – Die Kanalisation der Stadt Wien, Wien, 1937.
588 XXII., Langobardengasse 56 – Oberdorfstraße, Volks-Hauptschule Aspern.
589 XXII., Aderklaaer Straße 2, Hauptschule Leopoldau.
590 Weihsmann, Das Rote Wien, 2002, S. 440, 450, 456.
591 Zimmerl, Kübeldörfer, 2002, S. 140.
Open Access © 2017 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien Köln Weimar
Das Schwarze Wien
Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
- Title
- Das Schwarze Wien
- Subtitle
- Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
- Author
- Andreas Suttner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien - Köln - Weimar
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20292-9
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 296
- Categories
- Geschichte Nach 1918